Oxfam-Studie zu Ungleichheit

Wie groß ist die Schere zwischen Arm und Reich wirklich?

07:37 Minuten
Blick auf den Poolbereich eines Hotels, der an ein thailändisches Armenviertel grenzt
Die einen leben auf der "Sonnenseite", die anderen im Slum: ein thailändisches Hotel nahe eines Armenviertels. © imago / Dieter Matthes
Rainer Hank im Gespräch mit Nicole Dittmer · 20.01.2020
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Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer, sagt eine Oxfam-Studie. Wirtschaftsjournalist Rainer Hank widerspricht und zeichnet ein optimistischeres Bild: Vor allem die extreme Armut sei stark zurückgegangen.
Die Ungleichheit in der Welt hat laut einer aktuellen Studie von Oxfam zugenommen. Einem Prozent der Menschheit gehören demnach 45 Prozent des globalen Vermögens. Gleichzeitig besitzt die ärmere Hälfte der Bevölkerung gemeinsam nicht einmal ein Prozent.
"Wir können nicht mit diesem schiefen System fortfahren, das die Reichen und die Super-Eliten begünstigt", warnt Amitabh Behar von Oxam International. "Das muss sich komplett ändern und das kann sich ändern, wenn die Regierungen dafür sorgen, dass jeder die richtigen Steuern zahlt. Man kann nicht mit einem System fortfahren, in dem Unternehmen schließlich weniger Steuern zahlen als die Bürger."

"Irrsinnige humane Leistung"

Der Wirtschaftsjournalist Rainer Hank widerspricht der Darstellung, die Oxfam von der sozialen Ungleichheit auf der Welt zeichnet. Nach anderen, "seriösen Studien" wie der der Weltbank, aber auch des Ungleichheitsforschers Branko Milanović, sehe die Sache anders aus: "Dann geht die Ungleichheit global gesehen zurück. Sie nimmt nicht zu, wie es in der Oxfam-Studie aussieht."
Auch die extreme Armut habe in den vergangenen 25 Jahren von 36 auf zehn Prozent abgenommen, betont Hank: "Das ist eine irrsinnige humane Leistung."

Marktwirtschaft statt Entwicklungshilfe

In der Tat habe die Ungleichheit innerhalb der einzelnen Länder lange zugenommen. Das gelte auch für Deutschland. Seit 2005 stagniere diese Entwicklung aber. "Es ist dadurch besser geworden, dass wir mittlerweile ein Land sind, in dem alle Menschen Beschäftigung haben, Arbeit haben."
Beim weiteren Vorgehen gegen die weltweite Armut sei "etwas abzugeben" - wie es beispielsweise bei der Entwicklungshilfe geschehe - "eher eine schlechte" Vorgehensweise. Menschen würden vielmehr zu Wohlstand kommen, indem sie selber etwas aufbauten und Handel trieben, so Hank. "Das ist das Modell Asien. Asien hat wenig Entwicklungshilfe bekommen, hat sich aber geöffnet für die Marktwirtschaft."
(lkn)
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