So war das Kunstjahr 2011

28.12.2011
Zum Jahresende wird zurückgeblickt - auch auf die Kunstausstellungen, die 2011 bundesweit stattfanden. Die Kunstkritiker Carsten Probst und Christiane Vielhaber bewerten die Ausbeute des vergangenen Jahres.
Sigrid Brinkmann: Frau Vielhaber, gab es eine Ausstellung von der Sie sagen können, ja, das war die Beste des Jahres 2011?

Christiane Vielhaber: Es fällt mir unheimlich schwer, weil ich dann entscheiden müsste zwischen alten Meistern und, ja, noch nicht einmal zeitgenössischen. Ich rede jetzt von Eugen Schönebeck, der immer im Schatten von Baselitz gestanden hat und den man häufig mit ihm verwechselt hat und der eine ganz tolle Ausstellung in der Schirn hatte. Wie gesagt, das ist so eine Art Wiederentdeckung oder auch Ehrenrettung für diesen Maler.

Aber dann gibt es noch so eine kleine Geschichte, was Zeitgenossen angeht, es war eine kleine Ausstellung: Gotthard Graubner, das war im Museum Morsbroich in Leverkusen. Aber wenn es um schöne Bilder geht, um ganz tolle Malerei, dann kommt wieder die Renaissance, und da war es die Ausstellung Joos van Cleve, die in Aachen im Suermondt-Ludwig-Museum zu sehen war und ganz toll, Nikolaus Gerhart, die Skulpturen im Frankfurter Liebighaus.

Brinkmann: Carsten Probst, welche Schauen waren für sie herausragend?

Carsten Probst: Ja, ich bin Frau Vielhaber sehr dankbar, dass sie Eugen Schönebeck genannt hat, denn den hatte ich auch auf meiner Liste. Deswegen kann ich jetzt zwei, drei andere Ausstellungen nennen. Und zwar fand ich, dass im ersten Halbjahr des Jahres die Sammlung Beyeler da gleich mit zwei sehr großartigen Ausstellungen geglänzt hat. Zum einen mit Giovanni Segantini schon im Januar und dann mit dieser ganz großen Schau…

Brinkmann: Ist der nicht kitschig?

Probst: Nein, ganz und gar nicht. Das ist ein hochmoderner Maler, also ich finde den sozusagen fast einen Vorläufer von ja abstrakter, kristalliner Kunst, wie man sie fast in der konkreten Kunst dann wiederfindet etwas später. Aber dann eine großartige gemeinsame Zusammenstellung von Constantin Brancusi und Richard Serra ebenfalls im selben Haus wenige Monate später.

Und dann im zweiten Halbjahr in Dresden in den Staatlichen Kunstsammlungen die Ausstellung "Neue Sachlichkeit in Dresden", die sehr tief in die Geschichte der Moderne in Deutschland hineingegangen ist, zahlreiche unbekannte Künstler herausgeholt hat und damit Dresden noch mal so als zentralen Ort ja für die Aufarbeitung der Geschichte der Moderne in Deutschland etabliert hat, neben Berlin.

Das vollständige Gespräch mit Christiane Vielhaber und Carsten Probst können Sie bis zum 28. Mai 2012 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.
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