So schön kann Wahnsinn sein

29.09.2012
Eine Frau liebt insgeheim ausgerechnet den Sohn einer verfeindeten Familie. Ihr Bruder verheiratet sie aber mit einem anderen einflussreichen Mann, den sie im Brautbett tötet. Das birgt schon genügend Sprengstoff für ein Opernlibretto. Wenn dann die beiden Liebenden nach allerlei Intrigen und Missverständnissen auch noch im Wahnsinnstod und im verzweifelten Selbstmord enden, ist die Story perfekt.
Am 30. Juni dieses Jahres war an der Wiener Staatsoper Spielzeitfinale mit "Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti. Ursprünglich sollte Diana Damrau die Titelpartie singen. Sie war erkrankt, und so wurde Brenda Rae vom Ensemble der Frankfurter Oper geholt. Wie immer wurde auch sie an der "Wahnsinnsarie", eine der berühmtesten der Opernliteratur, gemessen. Sie meisterte diese Schlüsselszene mit Bravour, begeisterte das Publikum aber schon von Beginn an. In der Pause sprechen die beiden Protagonisten Brenda Rae und Piotr Beczala unter anderem über Tücken und Chancen des plötzlichen Einspringens.

Die Textvorlage stammt vom schottischen Dichter Walter Scott. Viele seiner Werke findet man im bekannten Opernrepertoire wieder. Die Schauergeschichten und wild romantischen Erzählungen entsprachen dem Zeitgeschmack des frühen 19. Jahrhunderts.

Das Libretto hat der Neapolitaner Salvatore Cammarano verfasst. Donizetti wollte seinem großen Konkurrenten Vincenzo Bellini mit einem großen Wurf kontern. Doch Bellini hat den Erfolg von Doniziettis "Lucia" nicht mehr erlebt. Drei Tage vor der Uraufführung 1835 starb er in Neapel. Zwei Jahre später fand die erste Wiener Aufführung statt.

In der Wiener Aufführungsserie zum Ende der letzten Saison war auch das Turm-Bild zu Beginn des 3. Aktes zu erleben, das wirkungsvolle Duett zwischen Edgardo und Enrico, das häufig weggelassen wird.



Wiener Staatsoper
Aufzeichnung vom 30.06.2012

Gaetano Donizetti)
"Lucia di Lammermoor”
Oper in drei Akten
Libretto: Salvadore Cammarano

Lucia – Brenda Rae, Sopran
Enrico – Marco Caria, Bariton
Edgardo – Piotr Beczala, Tenor
Arturo – Ho-yoon Chung, Tenor
Raimondo – Sorin Coliban, Bass
Alice – Juliette Mars, Mezzosopran
Normanno – Peter Jelosits, Tenor
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Leitung: Guillermo García Calvo

nach dem 2. Akt ca. 20:35 Uhr Pause mit Nachrichten
Michael Blees im Gespräch mit Brenda Rae und Piotr Beczala