Skateboard-Fahren im Alter

"Das Hinfallen gehört dazu"

04:20 Minuten
Lena Salmi steht mit rotem Pulli und typischem Skateboard-Helm vor einer bunt besprühten Graffiti-Wand, während ein farbenfrohes Skateboard lässig neben ihr lehnt.
Lena Salmi in ihrer Lieblingsskatehalle in Kontula, Helsinki. Das Skateboard hat sie selbst gestaltet. © Jenni Stammeier
Von Jenni Stammeier · 16.03.2019
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Mit 61 Jahren hat die Finnin Lena Salmi das Skateboarden für sich als Hobby entdeckt. Vier Jahre später ist sie in der Szene voll etabliert. Als Skateboard-Aktivistin ist sie inzwischen sogar schon nach Uganda gereist.
Ein Samstagvormittag in der Skatehalle in einem Vorort Helsinkis, Kontula. Wie Oma und Enkelkind gehen Lena Salmi, 65, und Konsta, zehn Jahre, zum Skatepool, einer Art Halfpipe in Beckenform. Der Zehnjährige fährt im Pool wild rauf und runter. Die Oma bewundert ihn.
Konsta und Lena Salmi könnten Oma und Enkelkind sein, aber beide sind Schüler in derselben Skateschule. Dass Konsta viel schneller und geschickter fährt, macht Lena Salmi offenbar nichts aus: "Warum sollte ich mich mit einem Zehnjährigen vergleichen!"

Tolerante Skater

Ich lerne: Je heterogener so eine Skate-Gruppe, desto toleranter wird man offenbar. Auch gegenüber sich selbst. "Heute habe ich das erste Mal geschafft auf die Schraube dort zu fahren und das hat mich total happy gemacht", sagt Lena Salmi. Und erzählt:
"Als ich mein erstes Longboard gekauft hatte, habe ich hier in der Schule nachgefragt, wer mir das Fahren beibringen könnte. Und habe auch mein Alter erwähnt. Innerhalb einer halben Stunde kam die Antwort: 'Wir sind heute hier und dort - komm doch mit. Da wusste ich, dass ich willkommen bin."

Großer Social-Media-Erfolg

Seit vier Jahren teilt Lena Salmi nun ihre guten und schlechten Zeiten auf dem Board auch in den sozialen Medien: Auf Instagram hat sie 1700 Follower und ihre Videos bekommen hunderte von Likes. Außerdem ist sie Gründerin der Facebook-Gruppe "Very old Skateboarders".
"Ich bekomme viel Post von Leuten um die 50, die erst angefangen haben zu skaten, und sich bei mir dafür bedanken, dass ich auch solche Videos teile, wo ich hinfalle oder scheitere. Warum sollte ich mich dafür schämen? Nur so lernt man doch! Vor einer Woche bin ich richtig heftig hingefallen auf diesem schraubenförmigen Hindernis dort. 'Jetzt hast du aber deine Hüfte gebrochen', meinten alle, die das Video sahen. Aber heute bin ich auf die Schraube draufgekommen! Das Hinfallen gehört dazu!"
Lena Salmi ist dazu noch Aktivistin und engagiert sich beim Aufbau eines Skate-Parks in Uganda. Schon drei mal ist sie dort gewesen, hat jedesmal Skateboards, Ersatzteile und Schuhe hingebracht.

Zwischen Aktivismus und Influencen

Verdient sie mittlerweile denn auch Geld als Skate-Oma auf Instagram?
"Nein Geld nicht, aber ich bekomme tatsächlich einige Produkte zugeschickt. Jetzt gerade neulich hat eine finnische Skateboardmarke mich gefragt, ob ich nicht für sie ein Deck gestalten würde. Das ist natürlich eine Ehre. Und als ich vor einigen Tagen mit dem Brett unter dem Arm nach Hause gegangen bin, das hat sich schon sehr gut angefühlt!"
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