Sinfonische Musik

Mein und unser Vaterland

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Der tschechische Dirigent Jakub Hrůša © Prague Philharmonia/IMG Artists
04.12.2014
Sie sind eine böhmische Kapelle - die Bamberger Symphoniker. Von ihrer Geschichte her - und was dieses Programm angeht: Smetanas Zyklus "Mein Vaterland" erklingt heute in Gänze unter Leitung eines tschechischen Jungstars.
Bedřich Smetanas Zyklus "Mein Vaterland" gehört zu den Paradestücken des Dirigenten Jakub Hrůša. Mit dem Zyklus, dessen Abschnitt "Die Moldau" am berühmtesten ist, führt er die Bamberger Symphoniker auf eine spannende Reise zu ihren böhmischen Wurzeln. Denn das nordbayrische Staatsorchester wurde ja nach Ende des 2. Weltkrieges als Auffangensemble für die vertriebenen Mitglieder des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag und für andere Musiker aus Osteuropa gegründet.
Der 1981 geborene Jakub Hrůša ist unter anderem Musikalischer Direktor und Chefdirigent der Prager Philharmonie. 2010 eröffnete er als jüngster Dirigent seit 1949 das Festival »Prager Frühling«. Jetzt debütiert er in der Stadt an der Regnitz bei einem Orchester, das wie kein zweites in Deutschland von der böhmischen Musiktradition geprägt ist. Der musikalische Austausch zwischen Böhmen und Bayern ist Jahrhunderte alt. Damit muss er sich nicht um politische Ränkespiele kümmern, die bis heute in Deutschland und Tschechien immer wieder getrieben werden.
Kennen und lieben können Menschen hier wie dort die Musik des Gründervaters der tschechischen Nationalkultur. Sein Zyklus "Ma Vlast" war programmatisch im Sinne von Stolz auf die eigene Kultur und von Liebe zur Musik, richtete sich bei Smetana aber nicht gegen irgendjemanden.
Nach einem Aufenthalt in der Prager Burg »Vyšehrad« folgt der Weg der »Moldau« von den Quellen durch Prag bis hin zu ihrer Mündung in die Elbe. Ein gewagter Blick streift die männermordende Amazonenkönigin »Šárka« und richtet sich dann nach innen, oder wie Smetana es ausdrückte, auf »Gedanken und Gefühle beim Anblick der böhmischen Heimat«. Dieser Teil »Aus Böhmens Hain und Flur« leitet über zu »Tábor«, einem Ort, der, ehemals ein Hauptlager der Hussiten, im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der tschechischen Nationalbewegung wurde. Und schließlich der Berg »Blaník«: Der Sage nach beherbergt er ein schlafendes Heer von Rittern, zum Schutz der Tschechen in schlimmer Zeit.
Als kleine Überraschung fügen die Bamberger Symphoniker noch die Uraufführung einer Zugabe von Poul Ruders an. Der dänische Musiker hat das kurze Stück explizit zu Smetanas »Mein Vaterland« hinzukomponiert.
Live aus dem Joseph-Keilberth Saal in Bamberg
Bedrich Smetana
‚Mein Vaterland!' - Ein Zyklus sechs sinfonischer Dichtungen für Orchester
Bamberger Symphoniker
Leitung: Jakub Hrůša