"Sin Nombre"

28.04.2010
Sayra stammt aus Honduras und will in das gelobte Land USA. Casper hingegen war Mitglied der brutalsten Gang Mexikos, den Maras, vor deren Schergen er nun flieht. Beide treffen an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zusammen. Dramaturgisch effizient und sehr realitätsnah.
Für sein Spielfilmdebüt hat der mexikanische Regisseur Cary Joji Fukunaga in Gefängnissen recherchiert und sich sogar 27 Stunden lang in das Martyrium begeben, das seine Helden auf sich nehmen, um einer hoffnungslosen Spirale aus Armut und Gewalt zu entkommen. Casper (Edgar Flores), ein Junge aus Mexiko, und Sayra (Paulina Gaitan), ein Mädchen aus Honduras, sind auf der Flucht nach Amerika.

Gleich ihrer strömen Flüchtlinge aus mittel- und südamerikanischen Staaten in Grenzorte in Mexiko, um auf Güterzüge auf zu springen, die in brütender Hitze tagelang an die mexikanisch-amerikanische Grenze unterwegs sind. Bedroht nicht nur von ständigen Polizeikontrollen, sondern auch von Gangstern, die ihre Schutzlosigkeit auf den Dächern der Züge für brutale Raubzüge ausnutzen.

Als Sayra und Casper aufeinandertreffen, ist er Mitglied einer der brutalsten Gangs Mexikos, der Maras, das Mädchen ist mit Onkel und Bruder unterwegs ins gelobte Land. Vor ihrem Zusammentreffen, aus dem sich der Lage zum Trotz eine Liebesgeschichte entwickelt, erzählt der Film ihre Vorgeschichte. Casper wird nach schockierenden Erlebnissen in der wohl brutalsten Gang der Welt selbst zum Flüchtling und Gejagten. Als er die Vergewaltigung Sayras verhindert und nachdem Sayras Begleiter auf der Flucht ums Leben gekommen sind, ist ihr Schicksal verbunden.

Dramaturgisch effizient doch linear als Liebes-und Fluchtgeschichte mit einer großartigen Kamera erzählt, macht der Film, was seinen Realitätsgehalt angeht, keine Kompromisse. Die Kalkulation, eine menschenunwürdige gesellschaftliche Situation für ein großes Publikum auch außerhalb von politisch interessierten Zirkeln zu gewinnen, dürfte aufgehen. Denn selbst wenn der Film nicht die Explosivität von Vorgängern wie "City of God" erreicht, bietet er eine spannende Geschichte, die Charaktere sind glaubhaft und durch Nebenfiguren wird die Zwangslage aller in dieser skandalösen Wirklichkeit Gefangenen auch ausreichend differenziert dargestellt.

Der Film wurde beim Sundance Festival 2009 mit dem Regie- und dem Kamerapreis ausgezeichnet.

Mexiko, USA 2009. Regie: Cary Joji Fukunaga. Darsteller: Paulina Gaitan, Edgar Flores, Kristyan Ferrer. 96 Minuten, ab 16 Jahren

Filmhomepage "Sin Nombre"