Silvester-Ausschreitungen

"Wer mit Böllern Helfer beschmeißt, gehört in den Knast"

02:29 Minuten
Eine Gruppe von Feiernden in der Silvesternacht steht im Schein von Böllern und Raketen auf der Straße.
Silvester ist für Polizisten und Rettungskräfte Großkampftag: Immer wieder werden sie mit Raketen und Böllern angegriffen (Archivbild). © picture alliance / Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Kommentar von Stefan Troendle · 02.01.2020
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Böller und Flaschen gegen Polizisten und Rettungskräfte - auch in dieser Silvesternacht. Früher gab es das in dem Ausmaß nicht, sagt der Journalist Stefan Troendle, der selbst früher Rettungsdienst gefahren ist. Er fordert ein härteres Durchgreifen.
Irgendwie haben wir uns doch schon dran gewöhnt: an die Meldungen, dass sich wieder irgendein Trottel geweigert hat, eine Rettungsgasse freizumachen, einen Rettungswagen zugeparkt hat oder mit Fäusten auf einen Helfer losgegangen ist. Es gibt nämlich viel zu viele dieser Nachrichten – das stumpft ab.
Ich bin in meinem Leben 13 Jahre lang Rettungsdienst gefahren – als Aushilfe oder ehrenamtlich. Das ist schon ein bisschen her. Sicher, auch früher gab es Betrunkene oder Drogenabhängige, die sich im Vollrausch gewehrt haben. Es gab auch da Problemviertel, bei denen man lieber die Polizei dabei hatte, aber die Fälle, die heute alltäglich sind, die gab es damals nicht.

Stecken dahinter Egoismus, Werteverfall und mangelnde Erziehung?

Ich frage mich bei jeder dieser Meldungen, wie so etwas eigentlich passieren kann und warum. Wenn jemand keine Rettungsgasse bildet oder Rettungsfahrzeuge aktiv behindert, war der dann nicht in der Fahrschule? Gehört so jemandem nicht der Führerschein abgenommen und zwar am besten für immer? Woran liegt das, dass Menschen diejenigen angreifen, sie bedrohen, sie behindern, die ihnen helfen wollen? Ist das nur Selbstüberhöhung, ist das purer Egoismus? Schlechtes Benehmen, mangelnde Erziehung, Werteverfall?
In unserer Gesellschaft ist ja diesbezüglich ziemlich viel zu beklagen – ist das jetzt der Schwall an Ignoranz und Pöbelei, der aus dem Internet oder den sogenannten sozialen Medien ins echte Leben rüberschwappt? Ich habe bisher niemanden gefunden, der eine klare Antwort darauf hat.

Die bestehenden Gesetze konsequent anwenden

Die Silvesternacht ist im Rettungsbereich Großkampftag, Alkohol und Böller – gefährliche Mischung. Wenn sich jemand selbst in die Luft sprengen will – mit entsprechendem Abstand: bitteschön. Die Handchirurgie freut sich. Wer aber mit Böllern Helfer beschmeißt, wer Feuerwehrfahrzeuge beschädigt, wer mit Schreckschusswaffen auf Polizisten schießt, der gefährdet Menschenleben, der gehört ganz einfach in den Knast.
Wir brauchen übrigens noch nicht mal härtere Strafen. Nach dem Gesetz sind nämlich in diesen Fällen schon bis zu fünf Jahre drin. Jedes Mal, wenn ich so eine Meldung im Radio höre, dann wünsche ich mir, dass sich ein Richter findet, der die volle Härte des Gesetzes endlich auch mal anwendet. Ich finde: Was eine Gesellschaft wert ist, kann man auch daran erkennen, wie diejenigen geschützt werden, die der Allgemeinheit helfen wollen.
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