"'Shoah' ist ein Film für die Ewigkeit!"

17.02.2013
Mit seiner Holocaust-Dokumentation "Shoah" hat Claude Lanzmann 1985 nicht nur die Filmwelt erschüttert. Auf der Berlinale wird der 87-Jährige heute für sein Lebenswerk geehrt. Vor der Ehrung spricht Lanzmann über seine eigenen Kriegserlebnisse und seinen Kampf "gegen die Deutschen".
Ulrike Timm: Der große französische Dokumentarfilmer Claude Lanzmann wird bei der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Berühmt wurde er für seine Dokumentation "Shoah", Sie hören ihn gleich selbst.

Bericht über Claude Lanzmann von Hartwig Tegeler

Und gestern hatte ich Gelegenheit zu einer Begegnung mit Claude Lanzmann, inzwischen 87 Jahre alt, eine wirklich ehrfurchtsgebietende Persönlichkeit. Und ich habe ihn erst mal von ganzem Herzen für diese Auszeichnung, für den Ehrenbären der Berlinale, dazu gratuliert!

Claude Lanzmann: Je suis enchanté aussi!

Timm: Shoah, Monsieur Lanzmann, wir haben von Ihnen diesen Begriff überhaupt erst kennengelernt. Eben haben Sie die rekonstruierte Fassung in Teilen gesehen, auf der großen Leinwand, im voll besetzten Kino, in Deutschland, aus Anlass der Verleihung des Ehrenbären an Sie. Was bedeutet Ihnen das?

Lanzmann: Es ist immer noch der gleiche Film, nur mit neuer Technik aufgearbeitet. Die Bildqualität und der Ton sind besser. Diesen Film auf einer riesigen Leinwand zu sehen, war eine große Freude für mich, und dem Film verleiht dies noch mehr Kraft.

Timm: Im Rahmen der Zeremonie, wenn diese Auszeichnung an Sie verliehen wird, wird aber ein anderer Film zu sehen sein. Nämlich "Sobibor", das einzige Vernichtungslager, in dem es einen bewaffneten Aufstand gab. Ich habe mich gefragt, war das Ihr Wunsch, diesen Film zu zeigen, einen Film, wo Juden sich wehren?

Lanzmann: Es war der Wunsch des Festivals, von Direktor Dieter Kosslick, "Sobibor" anlässlich der Verleihung des Ehrenbären zu zeigen. Ich bin nicht gefragt worden. Aber es ist eine exzellente Wahl, das hat Klasse, an dem Abend, an dem ich den Goldenen Bären verliehen bekomme, einen Film zu zeigen, in dem die Juden Deutsche töten. Die Juden waren nicht bewaffnet, sie mussten Deutsche töten, um an Waffen zu kommen. Es gab andere Aufstände, wo die Juden auch bewaffnet waren, in Treblinka zum Beispiel. Aber da ist der Aufstand ja fehlgeschlagen. Die Entscheidung hat mich sehr bewegt und zeigt, dass die Verantwortlichen großartiges Fair Play an den Tag gelegt haben.

Das vollständige Gespräch mit Claude Lanzmann können Sie als MP3-Audio nachhören oder hier nachlesen.

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