"Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" im Kino

Wiederholt Marvel den "Black Panther"-Erfolg?

08:15 Minuten
Filmszene aus Shang-Chi and the Legend of the ten Rings. (L-R): Xialing (Meng'er Zhang), Shang-Chi (Simu Liu) und Katy (Awkwafina).
In "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" treffe Martial Arts auf das Marvel-Universum, und es sei etwas ziemlich Großartiges entstanden, sagt Dichmann. © Marvel Studios / Disney
Markus Dichmann im Gespräch mit Massimi Maio · 03.09.2021
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Mit "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" betritt ein neuer Held das filmische Superhelden-Universum von Marvel. Unser Kritiker schwärmt: Dieser Film mache sehr viel richtig und sieht auch noch richtig gut aus.
In "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" trifft das Martial-Arts-Kino auf das Marvel-Universum. Damit es sei etwas ziemlich Großartiges entstanden, meint der Kritiker Markus Dichmann: "Dieser Film ist eine glorreiche Rückkehr auf die Leinwand für Marvel-Studios".
Zudem ist "der Film endlos Style-versiert. Er hat genau das richtige Tempo. Er sieht einfach extrem gut aus, hat einen absolut fantastischen Soundtrack. Die Kampfszenen – Karate, Kung Fu, alles, was im Angebot ist – sind derart wunderbar choreografiert, dass einem die Tränen kommen könnten", schwärmt Dichmann.
Es gebe aber auch Comedy-Elemente, die alles etwas auflockerten. Der Filme habe zudem tolle Darsteller und spiele gekonnt und gelassen mit Kung-Fu-Klischees. Lediglich das Ende des Films sei etwas schwach geraten.

Abkehr von der Figur Fu Manchu

"Shang-Chi" spielt in China und erzählt einen klassischen Konflikt zwischen Vater und Sohn. Der Titelheld (Simu Liu) wurde von seinem Vater zu einem herausragenden Kämpfer geformt. Später wird er in die Machenschaften einer mysteriösen Organisation verwickelt. Er muss sich der Vergangenheit stellen, von der er eigentlich dachte, er hätte sie hinter sich gelassen.
Anders als in der Comicvorlage handle es sich bei dem namenlos bleibenden Bösewicht nicht um die Figur des Fu Manchu, ein legendärer Schurke mit lange zurückreichender Geschichte in Pulp-Literatur, Comics und Film. Stattdessen präsentiere man nun einen neuen Gegenspieler, sagt Dichmann.
Diese Entscheidung für eine neue Figur habe handfeste Gründe, sagt Dichmann: Die Figur Fu Manchu sollte einst die "gelbe Gefahr" verkörpern und der vermeintlich "emotionslosen Grausamkeit der Chinesen Ausdruck verleihen" - somit ist die Figur sehr rassistisch konnotiert. Die neue Gegenspielerfigur sei nun zwar menschlicher angelegt, aber dennoch "weiterhin ein ziemlich übler Zeitgenosse."

Ein neuer "Black Panther"

Die Frage ist nun, ob "Shang-Chi" in der asiatischen Community ein ähnliches Standing erreichen wird wie zuvor der Marvel-Superheldenfilm "Black Panther" in den schwarzen Communitys: Diese hatten den Film wegen seines schwarzen Superhelden gefeiert.
Dass in "Shang-Chi" in den ersten 20 Minuten kein Englisch, sondern nur Mandarin gesprochen wird, sei schon mal ein starkes Statement, sagt Dichmann. Hinzu komme, dass die Crew des Films fast ausschließlich asiatisch-amerikanisch besetzt ist. Regisseur Destin Daniel Cretton hat japanische Wurzeln, Hauptdarsteller Simu Liu wurde in China geboren und der Schauspieler Tony Leung ist in China ein Superstar.
Im Vorfeld des Kinostarts habe es zudem ein kleines Scharmützel hinter den Kulissen gegeben: Da der Film als erster Marvel-Blockbuster während der Pandemie nicht mehr parallel zum Kino im Stream startet, sieht Disney Bob Chapek darin vor allem ein Experiment, ob sich eine solche Auswertungsstrategie während der Pandemie finanziell überhaupt lohne, berichtet Dichmann.
Hauptdarsteller Simu Liu hatte darauf auf Twitter gekontert: "Wir sind die Underdogs, die unterschätzten. Aber wir sind verdammt noch mal bereit, Geschichte zu schreiben."
Es sieht so aus, als könnte er Recht behalten: Hochgerechnet dürfte der Film wohl 90 Millionen Dollar am ersten Wochenende einspielen, sagt Dichmann. Dies sei während der Pandemie noch keinem Blockbuster gelungen.
(mfu)
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