Sexuelle Diskriminierung

Der Mann als (Lust-)Objekt

Zac Efron bei der Europa-Premiere von "Baywatch" in Berlin
Lässt Frauenherzen höher schlagen: Zac Efron, ein wirklich schöner Mann © imago / APP-Foto
Von Christoph Reimann · 15.07.2017
Es heißt ja, Frauen seien das schöne Geschlecht. Aber tut man den Männern damit nicht Unrecht? Die geben sich doch auch Mühe mit ihrem Äußeren. Und Komplimente hören sie auch gern. Aber wann wird aus nett gemeinten Worten doch wieder der blöde alte Sexismus? Christoph Reimann hat sich Gedanken zum "Objekt Mann" gemacht.
Baywatch-Trailer: "Wir sind das Herz und die Seele dieses Strandes.Wir retten, wenn andere nicht mehr retten können. Und wir gehen dabei bis zum Äußersten."
Und vor allen Dingen ziehen sie sich aus, die Girls und Boys vom "Baywatch"-Team. Allen voran: Zac Efron.
"Lasst uns feiern!"
Der Typ, den Zac Efron im aktuellen Kino-Remake der TV-Serie spielt, ist nicht der Hellste. Aber, meine Güte, was hat er für Muskeln! Auf seinem Bizeps, Trizeps, Sixpack - und wie auch immer die anderen heißen mögen - hat Efron eine Karriere aufgebaut.

Die Moderatorin riss Efron das Hemd vom Körper

Hier ist Efron bei den MTV Movie Awards. Gerade bedankt er sich für seine Trophäe in der Kategorie "Best Shirtless Performance". Dann reißt ihm die Moderatorin das Hemd vom Astralkörper.
Das Ganze mit einer Frau statt dem Muskelprotz?
Undenkbar. Aber ist das Verhalten, das die überwiegend weiblichen Fans von Zac Efron an den Tag legen, nicht genauso schlimm wie sexistische Machosprüche, die halbwegs zivilisierten Männern von heute zum Glück nicht mehr so leicht über die Lippen gehen?
Nein, das Verhältnis zwischen Efron und den kreischenden Frauen ist schon noch etwas anderes, schreibt mir Sonja Eismann in einer E-Mail. Sie ist eine der Gründerinnen der alternativen Frauen-Zeitschrift "Missy Magazine".
"Frauen werden als zu konsumierende Objekte inszeniert, Männer, überspitzt gesagt, als anbetungswürdige Statuen."

Dürfen sich Frauen denn alles erlauben?

Hinter dem Efron-Erfolg steckt also das alte Chippendale-Phänomen. Oder auch: das immer noch aktuelle Rockkonzert-Phänomen. Oben auf der Bühne stehen die Jungs mit ihren Gitarren, unten die weiblichen Fans, die sie anhimmeln.
Heißt das im Umkehrschluss, dass Frauen sich in ihrer Begeisterung alles erlauben können?
Ein junger Mann zieht am 03.10.2013 am Brandenburger Tor in Berlin sein Oberteil aus, um den Touristen akrobatische Kunststücke vorzuführen.
Muskeln und kein Gramm Fett - das gilt als schöner Männerkörper© dpa / picture alliance / Wolfram Steinberg
Ein anderes Beispiel. Ein Abend in einer Kneipe. Eine Freundin von mir unterhält sich mit einem Typen an der Bar.
Junge Frau: "Tolle Arme! Du gehst bestimmt ins Fitnessstudio."
Junger Mann: "Äh, ja, danke. Aber ich studiere auch und so. Also, Jura."
Junge Frau: "Nee, wirklich, tolle Arme ..."
Autor: Am Ende des Abends macht sich die Freundin Vorwürfe.
"Ich habe den total auf sein Äußeres reduziert. Das war mega-sexistisch!"

Die Verwirrung ist derzeit groß

Im Moment scheint die Verwirrung groß zu sein. Was darf man wem mit gutem Gewissen sagen? Was ist purer Sexismus?
Eine klare Etikette gibt es nicht. Dafür aber viele unterschiedliche Positionen – und auch die Gender-Avantgarde schießt manchmal über das Ziel hinaus.
Bei einem Auftritt der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet zieht sich der Schlagzeuger das T-Shirt aus. Darauf folgt Protest aus dem Publikum, dann der Konzertabbruch.
Der Vorwurf: Wenn ein Mann öffentlich seine Brust zeigt, spielt er damit seine gesellschaftlichen Privilegien aus. Für Frauen gelte ja das Oben-ohne-Verbot. Also Klamottenzwang für jeden statt etwas mehr Liberalität für alle Geschlechter?
Vielleicht helfen ein bisschen Entspannung im Allgemeinen und ein gegenseitiges Grundverständnis. Auch der gefürchtete cis-Mann, also der, der mit männlichen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kam und sich damit wohlfühlt, kann heute zum Objekt werden.

Kein gesellschaftlicher Fortschritt

Mal verdient er damit Millionen wie Zac Efron, mal leidet er darunter. Von gesellschaftlichem Fortschritt lässt sich da leider nicht sprechen. Aber wir alle können daran arbeiten, Sexismen aus unserem Alltag zu verbannen. Allerdings nicht unbedingt über Verbote, lieber, indem wir unser eigenes Verhalten hinterfragen.
Und den aktuellen "Baywatch"-Film kann ich sowieso nicht empfehlen.
Baywatch-Trailer:
Frau: "Guckst du, äh, gerade auf meine Brüste? Du solltest mir ins Gesicht sehen."
Zac Efron: "Ich versuch’s. Aber das ist so nah dran an deinen Brüsten, weißt du?"
Frau: "Ja."
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