Sexuelle Belästigung in der Modewelt

"Noch fieser als in der Filmbranche"

Textil and fabrics entrepreneur Sina Trinkwalder stands in the manufacture workshop for textiles and fabrics in Augusburg, Germany, 24 January 2014. Trinkwalder wants to revivie the local fashion industry in Augsburg.
Die Designerin Sina Trinkwalder über Sexismus in der Modebranche © dpa / Stefan Puchner
Modedesignerin Sina Trinkwalder im Gespräch mit Vladimir Balzer · 14.01.2018
Die Sexismus-Debatte hat die Modeszene erreicht: Der Fotograf Mario Testino soll männliche Models belästigt haben. Die Modedesignerin Sina Trinkwalder ist über diese Vorwürfe nicht überrascht, sie wundert sich nur darüber, dass diese Debatte in der Modebranche erst jetzt aufkommt.
Die Sexismus-Debatte hat die Modeszene erreicht: Der bekannte Fotograf Mario Testino soll männliche Models belästigt haben. "Mich überraschen die Vorwürfe überhaupt nicht", sagt die Modedesignerin Sina Trinkwalder im Gespräch im Deutschlandfunk Kultur. Sie wundere sich nur darüber, dass diese Debatte erst jetzt aufkomme.
"Dieser Sexismus, sexuelle Belästigung, sexuelle Nötigung hin bis zur Vergewaltigung, die unter den Tisch gekehrt werden (…) – das ist ein alter Hut", sagt Modedesignerin Sina Trinkwalder im Gespräch mit Vladimir Balzer. "Das ist immer schon da, seitdem es Abhängigkeitsverhältnisse gibt: da ist der Lehrer mit der Schülerin, der Chefarzt mit den Krankenschwestern, der Bankvorstand mit den Sekretärinnen", sagt Trinkwalder. Nur seien das keine in der Öffentlichkeit stehenden Personen. "Jetzt haben wir es mit einem anderen Level zu tun." Es sind in der Öffentlichkeit stehende, angesehene Menschen.

Modebranche "noch fieser" als Filmbranche

In der Modebranche sei die Situation "noch fieser" als in der Filmbranche. "Da werden Mädchen mit 13, 14 Jahren nach Mailand geschickt über die Agentur", weiß die Modedesignerin. So junge Mädchen könnten sich gegen sexuelle Übergriffe gar nicht wehren. Für die Täter sei Sexualität eine einfache Möglichkeit, sich auf ein doppeltes Podest zu stellen, indem sie andere erniedrigten.
"Ich bin kein Psychologe, aber ich glaube, wir sind eine völlig durchsexualisierte Gesellschaft", sagt Trinkwalder. Durch die Werbung, wo permanent nackte Haut gezeigt werde, stumpfe die Gesellschaft ab. Die Gesellschaft müsse eine Frage beantworten: "Wo fängt sexuelle Belästigung an?" Diesen Bogen müsse auch die MeToo-Kampagne finden.
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