Sex und Macht am englischen Königshof

Von Jörg Taszman · 04.03.2008
Einen Kostümfilm mit großer Besetzung bietet "Die Schwester der Königin". Scarlett Johansson und Natalie Portman spielen die frühere Mätresse von Henry VIII. und später geköpfte Anna Boleyn und ihre unbekanntere Schwester Mary. Dabei drängen sich Parallelen zwischen dem schönen Schein von damals und der Paparazzi- und Klatschwelt von heute auf.
Filmszene: " ''Der König, Der König!
Glaubst du, ich gefalle ihm?
Gewiss doch Schwester, wie könntest du ihm nicht gefallen.
Es bietet sich dir eine Möglichkeit, die Maitresse des Königs von England zu werden.
Heute Nacht. "

Es geht um Intrigen, Liebe, Sex und Macht am englischen Königshof. Im Mittelpunkt stehen zwei ungleiche Schwestern und die werden von den beiden New Yorkerinnen Scarlett Johansson und Nathalie Portman verkörpert, die beide umwerfend aussehen in ihren prächtigen Kostümen. Tragische Berühmtheit erlangte die von Nathalie Portman verkörperte Anne. Ihr gelang es, Henri VIII. zu ehelichen und dazu zu verführen, mit der katholischen Kirche zu brechen. Später fiel sie jedoch in Ungnade, weil sie dem König keinen Sohn gebar und ihn angeblich betrog. Anne endete auf dem Schafott.

Ihre Tochter Elizabeth wurde später Königin von England. Historisch weniger bekannt ist die andere Boleyn-Schwester Mary. Auch sie wurde Henri VIII. von der eigenen Familie buchstäblich ins Bett gelegt und bekam einen Sohn. Geschrieben hat diese historische Fiktion, die auf Fakten beruht, Philippa Gregory. Verfilmt hat sie nun der bisher unbekannte, 40-jährige, britische Regisseur Justin Chadwick.

Justin Chadwick: " Ich rechnete nie damit, mal einen historischen Film zu drehen. Ich hatte bisher immer zeitgenössische Stoffe verfilmt. Aber dann las ich dieses Drehbuch und entdeckte Mary. Ich fragte die Buchautorin Philippa Gregory, wie sie auf Mary kam und sie erzählte mir, dass Henry VIII. ein wichtiges Boot der englischen Flotte nach Mary Boleyn benannt hatte. Philippa hielt das Ganze zunächst für einen Rechtschreibfehler und fand dann immer mehr über Mary heraus. Auch bei meiner Recherche, wenn ich mit diesen irgendwie fast obskuren Historikern sprach, merkte ich, wie stark sie auf Mary reagierten. Und so kam eine fast versteckte, geheime Geschichte wieder ans Tageslicht. "

Scarlett Johansson verkörpert Mary zunächst schüchtern, dann selbstbewusster. Als sie von Henri verstoßen wird, weil der sich für ihre Schwester entscheidet, wirkt sie verletzlich und verwundbar. Was war für Scarlett Johansson nun die größte Herausforderung bei dieser Rolle?

Scarlett Johansson: " Mir war es wichtig, dass Mary nicht nur so süß und unschuldig wirkt. Ich wollte schon, dass diese Figur auch Ambitionen hat, etwas erreichen möchte. Insgesamt ging es mir um einen ganzen Spannungsbogen und ich denke, keiner von uns wollte seine Figur einseitig oder klischeehaft spielen: wilde Leidenschaften, gutes Mädchen - böses Mädchen, Rivalitäten. Das ist ja kein Comic. "

Geschickt gelingt es Justin Chadwick bei der Besetzung der beiden Schwestern mit dem Image von Nathalie Portman und Scarlett Johannson ein wenig zu spielen und sie fast gegen den Strich zu besetzen. Während Johansson auf der Pressekonferenz in Berlin sehr viel selbstbewusster und cooler wirkte, gab Natalie Portman im Interview zu, privat durchaus schüchterner zu sein, als auf der Leinwand. Beiden Jungstars, die zu den bekanntesten und begabtesten ihrer Generation gehören, machte es offensichtlich viel Spaß, zusammen vor der Kamera zu stehen.

Natalie Portman: " Es ist schon selten, wenn Frauen überhaupt eine Hauptrolle bekommen. Das war auch der Grund, warum ich diesen Film machen wollte. Es ist selten, eine so interessante Figur wie Anna Boleyn spielen zu können. Die meisten Regisseure und Autoren sind Männer. Es heißt ja immer, man solle über das schreiben, was man am besten kennt. Allein aus diesem Grunde geht es im Kino meist um Männer. Und Frauen sind oft nur dazu da, die männliche Hauptfigur zu verändern oder zu inspirieren, die klassische Muse zu sein. Weil aber die Vorlage zu "Die Schwester der Königin" von der Autorin Philippa Gregory stammt, hatten wir diesmal viel Glück. "

"Die Schwester der Königin" ist ein gut gespielter, unterhaltsamer Historienfilm, der sich auf die Intrigen am Hof konzentriert, auf machtgeile Männer, die versuchen mit Hilfe ihrer Töchter und Nichten Karriere zu machen oder aber nur ihre Triebe ausleben. Das mag historisch verkürzt sein, aber die Parallelen zum schönen Schein von damals und der Paparazzi- und Klatschwelt von heute bieten sich einfach an. Genau das gefiel auch den beiden Hauptdarstellerinnen, die wohl vor allem deshalb so erfolgreich sind, weil es ihnen gut gelingt, ihr Privatleben nicht in der Öffentlichkeit auszubreiten. Im Film sind sie eine Augenweide und spielen zusammen mit Kristin Scott Thomas als ihre Mutter die männlichen Darsteller an die Wand.