Serien im Kritikertest

Ist der Hype um "The Undoing" gerechtfertigt?

39:21 Minuten
Szene aus der Serie "The Undoing" mit dem Schauspieler Hugh Grant als Jonathan Fraser und der Schauspielerin Nicole Kidman als Grace Fraser. Ein Mann und eine Frau verlassen ein Gerichtsgebäude und werden von der Polizei und Medien begleitet.
„The Undoing“ mit dem Schauspieler Hugh Grant und der Schauspielerin Nicole Kidman ist beim Publikum ein Erfolg. © imago images/ZUMA Press/HBO
Moderation: Susanne Burg und Patrick Wellinski · 02.01.2021
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"The Undoing" hatte sensationelle Quoten und gehört jetzt schon zu den erfolgreichsten Serien von HBO. Zu Recht? Das erfahren Sie in der ersten Ausgabe unseres Serienquartetts. Außerdem blicken wir auf neue Serien aus Großbritannien.
Unsere "Vollbild"-Redakteure Susanne Burg und Patrick Wellinski haben sich gemeinsam mit Anna Wollner, Filmredakteurin bei "Radio Fritz", und Hendrik Efert vom Podcast "Viertausendhertz" durch gut 20 Stunden Serien geguckt und sind bereit, gewohnt unterhaltsam und scharfsinnig zu streiten und den Seriennachschub zu bewerten.

Upper Class Krimi: "The Undoing" (Sky Atlantic)


Wenn es in den vergangenen Wochen ein erfolgreiches Serienphänomen gab, dann war dies sicherlich die HBO-Mini-Serie "The Undoing". Die Macher von "Big Little Lies" knüpfen direkt an ihr Erfolgskonzept an, und erzählen von einem Kriminalfall, diesmal in der New Yorker Upper Class. Eine junge Mutter wird tot aufgefunden.

Der Ehemann der ruhigen Therapeutin Grace Fraser (Nicole Kidman) wird beschuldigt. Sie hält eisern an seiner Unschuld fest, doch langsam stellt sich heraus, dass sie ihre große Liebe gar nicht kennt. "The Undoing" hatte sensationelle Quoten und gehört jetzt schon zu den erfolgreichsten Serien von HBO.

Das Quartett war sich aber schnell einig, dass "The Undoing" seinem guten Ruf nicht gerecht wird. Die deutliche Bewertung: 4 x Flop.


Heikles Politdrama: "Roadkill" (BBC / Magenta TV)


Der zweifach oscarnominierte Drehbuchautor und Dramatiker David Hare ist in Großbritannien als harter Vertreter linker Politik bekannt. Umso spannender ist, dass er sich in seinem vierteiligen Serienprojekt "Roadkill" für die BBC mit den Gewissensbissen eines konservativen Top-Politikers auseinandersetzt.

Hugh Laurie spielt Peter Lawrence, der zum Justizminister ernannt wird und gleichzeitig erfährt, dass seine uneheliche Tochter im Gefängnis sitzt. Ist er bereit, seine konservativen Werte zu opfern, um ihr zu helfen? Lässt er seine Machtsucht für die eigene Familie ruhen? Spannende Fragen, die die Serie versucht, sehr undramatisch als Skizze zu fassen.

Das Quartett ist allerdings sehr gespalten, was "Roadkill" angeht: 2 x Top, 2 x Flop.


US-Gründungsmythos: "The Good Lord Bird" (SkyAtlantic)


Basierend auf dem gleichnamigen, mit dem National Book Award ausgezeichneten Roman erzählt die hochkarätig besetzte Miniserie vom Vorabend des amerikanischen Bürgerkriegs und seziert damit einen der großen Gründungsmythen der Vereinigten Staaten: War die Anti-Sklavereibewegung überhaupt eine Bewegung?

Im Zentrum der Serie steht der legendäre Abolitionist John Brown, der einen schwarzen Jungen rettet und mit Onion und einer Gruppe von Jüngern einen Aufstand plant, um alle Sklaven Amerikas zu befreien. Herrlich komplex, durchgeknallt und unterhaltsam ist "The Good Lord Bird" eine kleine Sensation. Wer Amerika verstehen will, der muss das sehen.

Das Quartett ist begeistert: 4 x Top.


Doomsday-Prepper-Komödie: "Two Weeks To Live" (SkyAtlantic)


Eine junge Frau verlässt ihre Mutter, die sie tief in den Wäldern abseits der Zivilisation aufgezogen hat. Kim will endlich etwas erleben – und ganz nebenbei den Mörder ihres Vaters umbringen. Auf dem Weg dahin trifft sie zwei trottelige Brüder, mit denen sie gemeinsam immer tiefer in eine absurde Verschwörungsgeschichte stolpert.

"Two Weeks to Live" ist ziemlich gut besetzt mit dem "Game of Thrones"-Star Maisie Williams und konzentriert auf die gute alte Tradition der britischen Slapstick-Komödie. Eine etwas komplexere Handlung hätte dem Projekt aber sicherlich geholfen, das angelegte Potenzial zu entfalten.

Das Quartett konnte mit "Two Weeks To Live" wenig anfangen: 3 x Flop; 1 x Top.


Außerdem kürt das Quartett seine Serien des Jahres 2020:
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