Serien im Kritikertest

Die Flucht der Sklaven als bildgewaltige Kunst

10:05 Minuten
Setaufnahme von den Dreharbeiten zu „Underground Railroad”.
Barry Jenkins hat den Roman auf den Bildschirm gebracht: Die Serie "Underground Railroad" ist ein Meisterstück, das Maßstäbe setzt. © Amazon Studios / Atsushi Nishijima
Moderation: Susanne Burg und Patrick Wellinski · 22.05.2021
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Beim Serienquartett geht es diesmal ums Eingemachte: Sklaverei, Hierarchien in der Kulturszene, DNA-optimiertes Liebesleben und die Interaktion mit außerirdischem Leben. Und über allen steht die Frage nach Identität und Schicksal.
Unsere "Vollbild"-Redakteure Susanne Burg und Patrick Wellinski haben sich gemeinsam mit Anna Wollner, Filmredakteurin bei "Radio Fritz", und Hendrik Efert vom Podcast "Viertausendhertz" durch vier neue Serien geschaut und sind wieder bereit, unterhaltsam und scharfsinnig zu streiten und den Seriennachschub zu bewerten.

Große Kunst? "Underground Railroad" (Amazon Prime)

Oscar-Gewinner Barry Jenkins hat sich für seine erste Serie den mehrfach ausgezeichneten Colson Whitehead-Roman "Underground Railroad" ausgesucht. Es ist die mit fantastischen Elementen angereicherte Geschichte einer Sklavenflucht.
Cora flieht vor dem brutalen Leben auf einer Baumwollplantage in Georgia. Eine geheimnisvolle, unterirdische Bahnstrecke hilft ihr dabei, langsam in den Norden zu fliehen, so wie es einst ihrer Mutter gelangt. Doch ihr ist der Sklavenjäger Ridgeway auf den Fersen.
Soweit, so bekannt. Doch was Jenkins aus dieser Geschichte macht ist große audiovisuelle Kunst. Eine Serie, die wie ein Monolith alles andere dieses Jahr überstrahlen wird. Endlich ist das Wort "bildgewaltig" angebracht. Ein Meisterstück.

Das Quartett verneigt sich tief. Die Bewertung: 4 x Top


Psychogramm eines Künstlergenies: "Fosse/Verdon" (Disney+)

Bob Fosse war einer der einflussreichsten Broadway-Choreografen und Regisseure der 1970er-Jahre. Als Musicalprofi feierte er sogar im Kino mit "Cabaret" oder "All That Jazz" unglaubliche Erfolge.
Die Serie "Fosse/Verdon" zeichnet in kleinen Schlaglichtern das Leben von Fosse nach und stellt sie ins Verhältnis zu seiner Lebensgefährtin, der Tänzerin und Choreografin Gwen Verdon. Anhand ihrer Beziehung lotet die Serie auch die Machtverhältnisse der Film- und Theaterbranche aus.

Das Quartett hat sich die Serie gern angesehen: 4 x Top - 1 x Flop


Liebe via DNA-Test: "The One" (Netflix)

Die Serie "The One" fragt sich: Gibt es den perfekten Partner für alle von uns? In der Zukunft ist sich da eine Firma sehr sicher. Via DNA-Probe, so das Versprechen, kann jeder Mensch jeweils seinen biologisch perfekten Match erhalten.
Für die einen ist das ein Eingriff in die Privatsphäre, für andere Figuren der Serie wird das zum verführerischen Versprechen. Aber wie unterhaltsam ist dieser Blick in eine Welt der perfekten Pärchen geworden?

Daumen runter für das Quartett: 4 x Flop


Ein Außerirdischer in Colorado: "Resident: Alien" (Sky)

Dr. Harry Vanderspeigle wohnt allein und einsam in einer Hütte in der Tiefe der Berge des US-Bundesstaates Colorado. Eines Tages bittet ihn die örtliche Polizei, einen Todesfall am Dorfmediziner zu untersuchen.
Für Harry eine Katastrophe, denn in Wirklichkeit ist er ein Alien, der die Erde zerstören sollte und in menschlicher Gestalt nach seinem Raumschiff sucht. "Resident: Alien" basiert auf dem gleichnamigen Comic und verbindet Science-Fiction- und Krimi-Elemente in einem Comedykostüm.

Das Quartett ist zum größten Teil angetan: 3 x Top - 1 x Flop


Außerdem gibt es weitere Tipps vom Quartett:

• Hendrik Efert empfiehlt die neue Ryan Murphy-Serie "Halston" (Netflix).
• Anna Wollner holt die vielfach gelobte Serie "Ted Lasso" (Apple TV +) nach.
• Susanne Burg empfiehlt die Netflix Doku-Serie "Mord unter Mormonen" (Netlfix).
• Patrick Wellinski verrät sein derzeitiges Guilty Pleasure "The Blacklist" (Netflix).
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