Serie "Myself - my shelf" (4)

"Ein Bücherregal ist auch was Lebendiges"

Der Comicautor Flix vor seinem Bücherregal
Der Comicautor Flix vor seinem Bücherregal © privat
Von Christian Möller · 10.02.2017
"Myself - my shelf " - so heißt unsere Miniserie, für die wir in die Regale prominenter Leser schauen. Nach dem Motto: Sage mir, was du liest und wie du es aufbewahrst - und ich sage dir, wer du bist. Diesmal sind wir beim Comicautor Flix zu Gast.
"Ja, da haben wir mal angefangen, was nach Farbe zu sortieren, das ist natürlich völliger Quatsch."
Sagt Flix und zeigt auf ein Regalbrett ganz oben links in der Ecke. Mit ausschließlich roten Buchrücken.
"Also, das wurde mir dann irgendwann 'n bisschen zu psycho, wenn man Bücher nach Farben sortiert. Eigentlich sind die roten Bücher alle ganz gute Bücher. Naja, 'Narziss und Goldmund' von Hesse ist so Pubertätsliteratur, aber "Die Pest" von Camus ..."
Trotzdem: Die restlichen Bücher, sagt Flix, sind nach Lesezeitpunkt sortiert. Es gibt viel Abwechslung, kaum stehen mal mehrere Bücher eines einzigen Autors nebeneinander.
"Also, ich hab so n Ansatz für mich, dass ich irgendwann beschlossen habe, ich möchte so 'n möglichst breiten Lesekanon haben und versuche dann, möglichst viele unterschiedliche Autoren zu lesen und von denen dann immer so das Hauptwerk. Also, so n bisschen Rosinenpickerei. Ein Knaller nach dem anderen."
Einer davon ist "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel Garcia Marquez.
"Das ist 'n Hammer gewesen, also das war ein...so ein Leseerlebnis, weil's auch so komplex ist und so dicht ist, weil er da ja auf einer Seite ne ganze Generation wachsen, gedeihen und am Ende sterben lässt. Und (…) da war ich so begeistert, dass ich es dann direkt im Anschluss noch mal gelesen habe."

Nicht jedes Buch liest er

Romane wie dieser inspirieren Flix beim Lesen immer auch visuell.
"Ich hab so' n kleines Maschinchen im Kopp. Immer, wenn ich (…) 'n Roman lese, dass ich mir dann überlege: Wie würde ich das zeichnen? Also, wie steigt der Rauch auf? Oder wie ist der Morgennebel, der hier so beschrieben wird, wie würde ich das umsetzen? (…) Und das find ich wahnsinnig spannend und auch echt inspirierend."
Auch ein paar familiäre Erinnerungsstücke finden sich hier im Regal.
"Die stehn hier oben. Das sind so bisschen die ..."
Vom obersten Regalbrett holt er ein paar abgegriffene Bände mit vergilbtem Papier. Bücher von seinem Großvater. Geschenke von Kameraden zum Hochzeitstag, Drittes-Reich-Literatur. Lesen will er das Zeug natürlich nicht.
"Ich les' wenig Rommel. Geb ich offen zu. Aber das ist so 'n Buch, das würd ich nie wegschmeißen. Einfach (…), weil's meinem Großvater so viel bedeutet hat."
Auch den "Don Quijote" verbindet Flix mit seinem Opa. Der hat ihm früher aus dem Buch vorgelesen. Und als Flix Cervantes Klassiker als Comic umgesetzt hat, hat er seinem Großvater in der Hauptfigur ein Denkmal gesetzt. Auch das also ein Buch, das bisher jeden Umzug überstanden hat. Sonst ist er da gar nicht zimperlich.
"Ich finde, 'n Bücherregal ist auch was Lebendiges (…) und wenn man 'n gutes neues reinstellt muss 'n anderes weichen, so dass sich das Bücherregal eigentlich irgendwann optimiert. Also, dass man so irgendwann, wenn man so 70, 80, 90 ist, das perfekte Bücherregal hat mit lauter Büchern, die man gut findet."

Hören Sie hier die bisherigen Folgen unserer Reihe "Myself - my shelf":

Zu Gast beim Schriftsteller Burkhard Spinnen: Audio Player
Zu Gast bei der Künstlerin Mary Bauermeister:
Zu Gast beim Schriftsteller Selim Özdogan: