Serie "Mein Verein"

50 Jahre Uni-Karate-Dojo Berlin

Bernd Hartlieb (Mitte rechts), Vorsitzender und Gründer des Uni-Karate-Dojos bei einer Preisverleihung
Bernd Hartlieb (Mitte rechts), Vorsitzender und Gründer des Uni-Karate-Dojos bei einer Preisverleihung © Bernd Hartlieb
Von Elmar Krämer · 05.04.2015
Vor 50 Jahren wurde in Berlin ein Sportverein gegründet, um eine damals noch durch Filme und Medienberichte mystifizierte Sportart zu betreiben: Karate. Wir statteten einen Trainingsbesuch bei Vereinsgründer und Karate-Missionar Bernd Hartlieb ab.
"Jiju-Ippon-Kumite" ist eine Art abgesprochener Kampf. Der Angreifer sagt die Technik mit der er angreift vorher an, also zum Beispiel Schlag zum Kopf. Der Verteidiger muss blitzschnell reagieren, Abwehren und einen Gegenangriff platzieren – das verlangt Konzentration und Körperkontrolle
Bernd Hartlieb: "Da hat man die Möglichkeit mit voller Dynamik und voller Kraft einen Angriff zu üben, eine Abwehr zu üben und rauszugehen. Und wenn man das nicht 1000 Mal geübt hat, klappt es nicht."
Es ist Donnerstagabend. Eine Sporthalle in der Amrumer Straße in Berlin-Wedding. Bernd Hartlieb, steht vor circa 30 Leuten in weißen Karate-Anzügen, einige tragen blaue Gürtel, andere braune, die meisten sind Danträger, das heißt Schwarzgurte. Hartlieb selbst ist Träger des 6. Dan – ein sehr hoher Schwarzgurt. Mitte der 1960er-Jahre gründet er mit einem Studienfreund den ersten Verein für klassisches Shotokan-Karate in West-Berlin. Trainiert wird anfangs nach Büchern.
"Und dann haben wir bei ihm zu Hause, er hatte einen langen Korridor, Karate geübt."
Doch schnell wird die Gruppe immer größer und der Flur zu klein. Film, Fernsehen und Bruce Lee tragen zum Nimbus der asiatischen Kampfkünste bei.
"Zu der damaligen Zeit war Karate sehr neu und alle Leute wollten das kennenlernen. Karate war angeblich eine Kampfart, die unbesiegbar macht."
Wenig Probleme mit Schlägertypen
In Rücksprache mit dem westdeutschen Karate-Verband, gründen die Berliner das heutige Uni-Karate-Dojo. So bekommen sie auch Zugang zu Sporthallen. Gelegentlich werden Trainier aus Westdeutschland eingeladen und die engagierten Berliner Studenten treten auch mit ihren Universitäten in Kontakt.
"An den entsprechenden Instituten wurde das ausgeschrieben und auf diese Art und Weise haben wir dann neue Mitglieder bekommen."
Mit Schlägertypen gibt es im Uni-Dojo wenige Probleme, die merken meist schnell, dass das klassisches Karate mehr mit Konzentration und Körperbeherrschung als mit Kloppen zu tun hat.
"Man kann sagen, so wie die Trainer sind, sind die Mitglieder und wir waren mehr sportwissenschaftlich orientiert, Kampflust orientiert, wettkampfmäßig orientiert, als das wir die Straßenschlägerei gesucht haben."
Mittlerweile gibt es Karate-Schulen und Vereine an jeder Ecke der Stadt und viele Vereinsvorsitzende haben irgendwann einmal bei Bernd Hartlieb im Uni-Dojo angefangen.
Gelegenheitssportler und etliche Schwarzgurte
Hartlieb ist heute Vizepräsident des Berliner Karate-Verbands und zuständig für den Breitensport und das Uni-Karate-Dojo ist ein Breitensportverein im besten Sinne – Unter den rund 120 Mitgliedern sind Wettkämpfer und Gelegenheitssportler und mittlerweile etliche Schwarzgurte.
Trainierende: "Ich bin Reinhold, bin 56 Jahre und Ingenieur, hab den zweiten Dan." "Ich bin Ina, bin Wissenschaftlerin und 42 Jahre alt." "Ich bin Klaus, Bäcker, hab den dritten Dan." "Günther, bin seit 1973 dabei, ich bin Hochschullehrer im Ruhestand, habe den vierten Dan und bin 71."
Bernd Hartlieb: "Das sind einfach Leute, die sich gerne bewegen, wir haben ähnliche Einstellungen zum Leben und so können wir sehr locker miteinander umgehen und trotzdem sehr ernsthaft trainieren."
Bernd Hartlieb hat mehrere Deutsche- und Berliner Meisterschaften in der Klasse ü 60 gewonnen, doch die wohl größte Meisterschaft hat er im Führen eines Vereins, des Uni-Karate-Dojos in Berlin.
Trainierende: "Eigentlich so ein familiärer Zusammenhalt würde ich sagen, wird getragen zum großen Teil durch Bernd." "Ich kann Bernd nur immer wieder ein Kompliment machen, er ist die Seele des Vereins und ich glaube durch Bernd hat auch der Verein seinen Zusammenhalt bewahrt."
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