Serie "Klassik drastisch"

#32 Fanny Hensel: "Ouvertüre für Orchester C-Dur"

04:56 Minuten
Devid Striesow und Axel Ranisch zusammen im Aufzug.
Devid Striesow und Axel Ranisch sind Klassik Drastisch. © Deutschlandradio / Dennis Pauls
Von Devid Striesow und Axel Ranisch · 05.06.2021
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Was würde man heute über diese Komponistin sprechen, hätte sie ungehindert publizieren und ihrer Kunst nachgehen können. Und wie viele Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy sind in Wirklichkeit von seiner Schwester?
Dass Fanny Hensel eine hochbegabte Pianistin, Komponistin und Dirigentin war, ist für Devid und Axel unbestritten. Hervorragend ausgebildet, genau wie ihr Bruder, komponierte sie ihr Leben lang. "Doch Bruder und Vater waren strikt dagegen, dass sie ihre Werke veröffentlicht", schildert Devid. "Dabei war sie die erste Ratgeberin ihres Bruders", ergänzt Axel, "er hat ihr alle Stücke vorab gezeigt." Sie brachte die Werke des Bruders zur Aufführung, leitete die legendären "Sonntagsmusiken" im Hause Mendelssohn, aber durfte selbst nichts verlegen. Da war ihr Vater "Patriarch", meint Axel. "Es schickte sich nicht für eine Frau, Geld zu verdienen", so Devid. Auch der öffentliche Auftritt war nicht erwünscht. Publiziert wurden einige Stücke dann doch - allerdings unter dem Namen des Bruders.
Ihr Mann, der Hofmaler Wilhelm Hensel, bestärkte sie jedoch, genau wie zuvor ihre Mutter und ein enger Freund, sodass sie sich 1846 entschloss, gegen den Willen ihres mittlerweile verstorbenen Vaters und ihres Bruders doch die Veröffentlichung ihrer Werke anzugehen. "Das war die schönste Zeit ihres Lebens", meint Axel. Leider starb sie schon kurz darauf, im Mai 1847 bei der Probe einer ihrer "Sonntagsmusiken" an einem Schlaganfall - mit nur 41 Jahren. Postum erschien ein Teil ihrer Werke, jedoch nur bis op. 11.
Die Ouvertüre, die Devid von Fanny Hensel vorstellt, hat keine Opuszahl und keine dazugehörige Oper. Sie ist "wunderschön" und zeigt das enorme Können Fanny Hensels, meint Devid. "Harmonisch sehr modern" findet Axel das, was er da hört. Es beginnt mit einem Seufzen, mit einer Frage, auf die es letztlich keine befriedigende Antwort gibt. "Sie hat 450 Werke geschrieben", erinnert Devid. "Und wann hören wir die heutzutage? Fast nie!"
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