Serie "Dein Leben als Event" – Folge 6

Unter brandenburgischen Kneipen-Philosophen

Eine Bedienung trägt am 29.10.2013 in Erfurt (Thüringen) in einem Lokal ein Tablett mit Bier. Der Mindestlohn gilt auch im Hotel- und Gaststättengewerbe.
Endstation Kneipe in Brandenburg. Harry lernt: Scheitern ist keine Schande. © dpa / Marc Tirl
Von Sebastian Hocke · 11.08.2018
Job futsch, Auto weg - Harry ist bedient. Und lernt gleich von den Brandenburgern: Fürs Scheitern braucht man sich nicht zu schämen. Peu à peu beginnt Harry, sich mit dieser Philosophie zu identifizieren. Dann taucht eine alte Bekannte auf.
Harry steht buchstäblich auf der Straße. Ohne Job, ohne Auto und dann noch in einer Stadt wie dieser. Im sogenannten "Zentrum" von Brandenburg sind die Bürgersteige inzwischen hochgeklappt. Deprimiert sucht Harry Trost in einer Kneipe. Doch selbst am Tresen lauern neue Konflikte.

Brandenburger schämen sich nicht fürs Scheitern

Weil er für's Radio arbeitet, halten ihn auch in der Kneipe wieder alle für einen Vertreter der ehemaligen GEZ. Die Einwohner der Stahlarbeiterstadt, das muss Harry lernen, leiden an angeborener Aufmüpfigkeit. Zum Glück findet der Gescheiterte in der Niederlage schnell Anschluss. Denn wenn sich der Brandenburger für eine Sache nicht schämt, dann fürs Scheitern.
Harry soll sich nur mal ein Beispiel nehmen an "Stahl Brandenburg", einem Fußballklub, der vom UEFA-Pokalteilnehmer innerhalb weniger Jahre bis in die 6. Liga durchgerauscht ist. Deshalb haben die aber trotzdem nicht aufgehört Fußball zu spielen. Als Harry plötzlich beginnt, sich mit den ewig gebeutelten Brandenburgern zu identifizieren, kommt eine alte Bekannte durch die Tür.
Credits:
Eine Serie von Sebastian Hocke
Mit Guido Böhm, Leona Henß, Martin Bauch, Anke Beutel, Lukas Weißbach, Inga Tiezel, Joshi Boldt, Solveig Geisler, Norbert Bluhm, Anne Müller, Marek Trautmann, Isabel Erlecke, Manfred Friedrich und Sebastian Hocke
Buch und Regie: Sebastian Hocke
On Location Aufnahmen und Montage: Andrej Tschitschil
Aufnahmeleitung und Regieassistenz: Inga Tiezel

Sebastian Hocke, geboren 1982, studierte Drehbuch an der Filmhochschule in Babelsberg und bemerkte ausgerechnet während des Filmstudiums, dass er als Autor viel besser hören als gucken kann. Deshalb wurde seine Abschlussarbeit auch ein Hörspiel. Der selbstironische Blick auf das Scheitern liegt in seiner DNA, kommt er doch aus einer Stadt, die so viel hätte sein können, wenn alles glattgegangen wär. Ist es aber nicht. Geht ja nie alles glatt. Hocke lebt immer noch in Brandenburg an der Havel. Sogar gerne. Genau deshalb hat er seiner Stadt diese kleine Liebeserklärung gewidmet.