Sendungsüberblick

Demokratie im Datenkapitalismus

54:12 Minuten
08.07.2017
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Wer wissen wollte, was in der Welt passiert, der schlug die Zeitung auf: Jahrzehntelang gab es das Ritual des kollektiven morgendlichen Zeitungslesens.
Wer wissen wollte, was in der Welt passiert, der schlug die Zeitung auf: Jahrzehntelang gab es das Ritual des kollektiven morgendlichen Zeitungslesens. Die Bürger informierten sich über die Politik, und so entstand eine wechselseitige Beziehung, die einerseits zu informierten Wählern, andererseits aber auch zu großer Macht der Presse führte. Später kam der Rundfunk dazu, der im Radio stetige Nachrichtenupdates und abends eine Fernseh-Nachrichtensendung bot, die ebenfalls zum Ritual wurde.
Macht und Medien
Doch heute sieht die Welt anders aus. Wir bekommen immer mehr Nachrichten von datenkapitalistischen Unternehmen präsentiert, die durch Algorithmen eine Vorauswahl treffen. Ebenso bieten die Plattformen Platz für eine neue Art der Meinungsäußerung, sei es von Bürgern und Politikern. Wenn Wahlrecht und freie Meinungsäußerung die wichtigsten Grundlagen der Demokratie sind, dann ändern sich die Werte, die ihnen beigemessen werden, rasant.
Doch längst hat sich Ernüchterung eingestellt: Die Geschäftsmodelle der neuen Informationsquellen sind nicht darauf ausgerichtet, den Bürger politisch neutral zu informieren, sondern sehen ihn als Datenquelle. Wie sehr sind Nutzer dabei ein Spielball wirtschaftlicher und politischer Interessen? Wir sprechen mit der Politikwissenschaftlerin Jeanette Hofmann über die neue Vermessung von Medien und Macht und dessen Wechselwirkung.
Die Langversion des Interviews mit Jeanette Hofmann ist hier zu hören (18:53 min):



[Zum Topic: Medien, Bürger und Politik in zeiten des Datenkapitalismus, 10:56 Min. ]
Abschließend nimmt uns Matthias Finger mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Onlineprotests.
[Zum Beitrag: Die Geschichte der Online-Demonstration, 05:14 Min. ]
Da ist Geld im Spiel
Der Protest ist aber auch auf der Straße aktiver denn je: Während unserer Sendung tagen 20 Politiker in Hamburg und Demonstrationen dagegen halten die Stadt in Atem. Unsere Moderatoren nehmen das zum Anlass, mal in die Gamewelt zu schauen: Wie sieht Kapitalismuskritik in Videospielen aus? Sie spielen Nova Alea, The Firm und Casual Games for Protesters an.

[Zur Netzkultur: Kapitalismuskritik mit Videospielen, 06:09 Min. ]
Wrestling im Weißen Haus
Eine weitere Woche, ein weiterer Twitter-Post von US-Präsident Trump, der die Nachrichten bestimmt. Doch dieses Mal hat Donald Trump für viele Beobachter in den USA und im Rest der Welt eine neue Grenze überschritten: In einem kurzen Video ringt er einen Mann zu Boden, dessen Gesicht von einem Logo des Nachrichtensenders CNN überdeckt wird. Über die Aussage und Brisanz dieses Tweets sprechen wir mit dem Journalisten Dennis Kogel.
[Zur Besprechung: Trump und das CNN-Meme: Aufruf zur Gewalt und Viralisierung der Politik? 06:22 Min. ]
Algorithmus-Kontrolle und Soundcloud-News

In den Meldungen der Woche berichtet Tim Wiese vom Vorstoß des Justizministers Heiko Maas zur Kontrolle von Algorithmen und der Initiative Algorithm Watch, sowie über die Entlassungswelle bei Soundcloud. Das vollständige Interview mit Alex Hofmann von Gründerszene dazu kann hier nachgehört werden:


[Zu den Medien und Meinungen. 06:05 Min. ]
Sendungsteam:
Moderation: Vera Linß und Marcus Richter
Netzmusik: Roland Graffé
Redaktion: Jochen Dreier und Jana Wuttke
Web: Miriam Sandabad
Foto: 29233640@n07/32402166600/">"newspaper" von 29233640@n07/">Robert Couse-Baker, CC BY 2.0