Sendungsüberblick

Von Internet-Pornographie und zerschossenen Bildern

15.12.2012
Wer hatte bis Anfang der Woche schon einmal den Namen Fabian Thylmann gehört? Eben.
Wer hatte bis Anfang der Woche schon einmal den Namen Fabian Thylmann gehört? Eben. Und das, obwohl der am Montag wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung fest gesetzte 34jährige laut New York Magazine bereits vor zwei Jahren »wahrscheinlich der größte Porno-Tycoon des Planeten« war.
Mit seinen Portalen youporn, pornhub, mydirtyhobby und einigen weiteren soll er heise.de zufolge jährlich mehrere hundert Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.
Die ökonomischen Dimensionen von Internet-Pornographie sind riesig. Das investigative Rechercheteam der Zeitung »Die Welt« hatte bereits im September einen Artikel veröffentlicht, der sich ausführlich mit dem Thema befasst - vor allem mit dem rasend schnellen Aufstieg des Firmenimperiums von Fabian Thylmann. Wegen einer einstweiligen Verfügung, die er erwirkt hat, steht der Artikel derzeit online nicht zur Verfügung (Verhandlungstermin ist der 19. Dezember).
Lars-Marten Nagel war einer der Journalisten, der sich sechs Monate durch den Sumpf des Pornobusinesses recherchiert hat. Im Interview berichtet er vom Imperium im Dunkeln - und vergleicht Thylmanns Firma mit einem Google der Erotik-Industrie.
Pornographie führt und der Mainstream folgt, so die These des Journalisten und Buchautors Patchen Barss. 40.000 Jahre lang sei Pornographie eine wichtige Quelle für Kreativität und Innovation gewesen, scheibt er in seinem Buch »The Erotic Engine«.
Und auch für technische Innovation ist sie ein Motor gewesen, vor allem auch wenn es darum geht, diese durchzusetzen. »Man kann sagen, dass die Pornografie den Ausbau des Internets wesentlich beschleunigt hat«, sagt Technologie-Forscher Jonathan Coopersmith im taz-Interview. Aber kaum jemand dürfte sich in die Materie Porno und Technik so tief rein gekniet haben, wie unser Gesprächsgast, die Theaterwissenschaftlerin Tina Lorenz.
Und natürlich passt auch die Musik heute wunderbar zu dem Leit-Thema der Sendung: Unter anderem hören wir einen Klassiker der erotischen Popkultur mit rein digital-ästhetischem Anstrich.
Danach berichtet Jochen Dreier, wie man aus Fehlern statt sich zu ärgern, einfach das Beste macht - Kunst nämlich. »Glitch« nennen sich die zerschossenen Streifenbilder, Zeichen einer fehlerhaften Übertragung in Computerspielen. Glitch-Artists sehen die Ästhetik dahinter, sie sammeln »true-glitches, stellen selber welche her oder weben den digitalen Fehler textil nach. In Chicago hat es sogar gerade ein viertägiges Treffen der Glitch-Künstler gegeben, immer auf der Suche nach dem perfekten Fehler.

Foto: cc by-sa flickr/stallio