Sendungsüberblick

Gema vs. YouTube, Assange-TV und die Entdigitalisierung

52:19 Minuten
21.04.2012
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Gema vs. YouTube. Die Musik-Verwertungsgesellschaft gegen das Gratis-Video-Angebot.
Gema vs. YouTube. Die Musik-Verwertungsgesellschaft gegen das Gratis-Video-Angebot. Zwei Gegner, so ineinander verkeilt, dass sie sich nicht mehr rühren können. Nun hat das Hamburger Landgericht ein Urteil gesprochen: Das Video-Portal aus dem Hause Google muss bei jedem neuen Upload prüfen, ob durch den Beitrag die Rechte von Gema-Mitgliedern verletzt werden könnten. Das dürfte aufwendig werden, laden die YouTube-Nutzer doch jede Minute 6o Stunden neues Filmmaterial auf die Plattform.
Tatsächlich geht es natürlich um mehr als die zwölf Songs, um die vor Gericht gestritten wurde: Das Urteil untermauert den Anspruch der Gema, dass YouTube künftig eine dauerhafte Vereinbarung zur Vergütung von Urheberrechten mit der Verwertungsgesellschaft finden muss.
Aber wie hoch sollen diese Entgelte sein? Wären sie der Ruin für die Video-Plattform, die bis jetzt kein gut laufendes Geschäftsmodell entwickeln konnte? Und damit womöglich auch das Ende einer Plattform, auf der sich Künstler kostenfrei effektiv vermarkten können? Kann der bisherige Umgang mit Urheberrechten einfach ins Netz übertragen werden oder braucht es neue Lösungen? Was wäre die fairste für Künstler, Nutzer und Betreiber der Plattform? Darüber sprechen wir mit der Politikwissenschaftlerin Jeanette Hofmann.

Das Urheberrecht beschäftigt uns natürlich auch in der Netzmusik. Schwerpunkt der heutigen Ausgabe ist allerdings das Netz-Projekt Raw Music International. Die Macher haben sich zum Ziel gesetzt, unentdeckte Untergrund-Musik aus wenig beachteten Erdteilen aufzuspüren und zu dokumentieren. Im ersten Teil: HipHop, Reggea, Dubstep und Benga aus Kisumu, einer Stadt im Westen Kenias. Und wir sprechen über den Record Store Day, der an diesem Samstag weltweit begangen wird. Etliche Bands geben extra für diese Ode an die guten alten Plattenläden Songs in besonderer Vinyl-Fassung raus.
Das passt zu einem anderen Trend. Seit Jahren reden alle - wir natürlich nicht ausgenommen - über die Digitalisierung von allem möglichen: online kaufen, online daten, online arbeiten. Aber der Wind hat gedreht: Entdigitalisierung ist das neue Ding. Unser Autor Jochen Dreier über die Sehnsucht nach der schönen, heilen und vor allem realen Welt.
Außerdem: Julian Assange macht mit einer Talkshow von sich reden. Allerdings war der Wikileaks-Gründer nicht wie vorher so oft als Gast in der Show, ein russischer Fernsehsender hat ihn zum Gastgeber der zwölfteiligen Interviewserie gemacht. Sofern man von einem Gastgeber reden kann, immerhin führt der unter Hausarrest stehende Assange die Gespräche via Skype von einem britischen Landsitz aus. Die Interviewpartner wiederum sollen Intellektuelle und Politiker sein, die zwar das Gesicht unserer Welt prägen werden, aber bisher von den Mainstream-Medien ignoriert werden, so der Fernsehsender Russia Today. Den Auftakt machte der libanesische Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah. Über Hintergrund und Inhalt der Show sprechen wir mit dem Spiegel-Journalisten und Autoren des Buchs »Staatsfeind WikiLeaks« Holger Stark.

Foto: Screenshot Youtube