Sendungsüberblick

Digitale Lebensarchive, virtuelle Schnittstellen und hörbare Datenströme

01.10.2011
Nicht nur die letzten 15 Minuten, sondern die komplette Lebensgeschichte eines Menschen soll im Netz erzählt und wahrgenommen werden.
Nicht nur die letzten 15 Minuten, sondern die komplette Lebensgeschichte eines Menschen soll im Netz erzählt und wahrgenommen werden. Von dir, von mir, von uns allen. Das wünscht sich zumindest Mark Zuckerberg, der in seiner Keynote bei der Facebook-Entwicklerkonferenz F8 erklärte, dass sich die Datenfreizügigkeit unserer Gesellschaft von Jahr zu Jahr steigere. Der Datensatz, der vom Menschen ausgeht und ins Netz fließt, folge den Regeln des Mooreschen Gesetzes, so Zuckerberg. Der neueste Facebook-Clue Timeline, eine Art digitales Lebensarchiv, soll unser Verlangen zu teilen, uns digital abzubilden, befriedigen. Aber was heißt das genau und was bedeutet so ein digitales Lebensarchiv für die kollektive Wahrnehmung und das kulturelle Gedächtnis einer vernetzten Gesellschaft? Darüber sprechen wir mit dem Informatiker und Netztheoretiker David Gelernter und der Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann. (Die ungekürzten Interviews mit David Gelernter und Aleida Assmann finden Sie hier)
Akribisch archiviert, kommentiert und dokumentiert wird im Netz jedoch nicht erst seit Facebook. Der persönliche Datenstrom in die virtuelle Welt ist an vielen Orten im Web ausgeprägt. Wir haben einige Menschen ausfindig gemacht, die bereits seit Jahren an ihrem digitalen Lebensarchiv arbeiten. Ob per täglichem Foto, jährlichem Video oder kontinuierlichem Multimedia-Livestream.
Eine Art Multimedia-Livestream könnte auch die frisch erweiterte Facebook-Schnittstelle "Open Graph" werden. Mit der neuen Technik können Apps einen Datenstrom zu Facebook aufbauen, der jederzeit Informationen an das Soziale Netzwerk sendet. Die Buchapp auf dem Smartphone teilt Facebook mit, welches Buch ich gerade lese, meine Filmapp verrät welchen Film ich schaue und mein vernetzter Laufschuh verrät wo ich gerade entlangjogge. Wir klären wie diese technische Schnittstelle funktioniert und erörtern mögliche Implikationen mit dem Technkjournalisten Ben Schwan.
Apropos Datenströme. Wie klingen die eigentlich? Wir stellen das Projekt Tweetscapes vor, das laut Selbstbeschreibung an einer "Echtzeit-Sonifikation der Deutschen Twittersphere" arbeitet und machen ein Live-Radio-Netz-Experiment und versuchen, den Twitterstrom hörbar zu machen. Das Ergebnis des #Breitband-#Tweetscapes-Experimentes können Sie hier nachhören.
Da die klingenden Tweets noch an ihrer musikalischen Ausbildung arbeiten, widmen wir uns in der Netzmusik einem Projekt, das nicht nur gut klingt, sondern auch musikalisch was zu bieten hat. Die Videoplattform Vimeo startete kürzlich einen eigenen Musicstore. Dort können Filmemacher passende Musik für ihre Projekte finden. Das besondere: ein Großteil der Musiksammlung bedient sich im reichhaltigen CC-Musik-Fundus des Free Music Archive. Wir stellen das Konzept des Musikladens vor und spielen einige Stücke daraus.
Durch die Sendung führen Markus Heidmeier und Christine Watty. Los geht's am Samstag, den 1. Oktober 2011 ab 14:05 Uhr im Deutschlandradio Kultur.
Foto: CC-BY Flickr/oskay