Senatorin im US-Wahlkampf

Warum die Demokraten Kamala Harris ins Rennen schicken

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Senatorin Kamala Harris auf der Bühne.
Die demokratische Senatorin aus Kalifornien, Kamala Harris, ist in der eigenen Partei nicht unumstritten © laif / Redux / NYT / Elizabeth Frantz
Torben Lütjen im Gespräch mit Dieter Kassel · 12.08.2020
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Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden zieht mit der Senatorin Kamala Harris in den Wahlkampf. Sie wäre die erste Schwarze Vizepräsidentin, wenn die Demokraten gewinnen. Politologe Torben Lütjen über Harris' Vorzüge.
Am Ende hat sich der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden für Kamala Harris entschieden. Die kalifornische Senatorin soll Vizepräsidentin werden, falls die Demokraten im November die Wahl gegen US-Präsident Donald Trump gewinnen.
Wahlkampfstrategen überlegten sich solche Entscheidungen sehr genau, sagt der Politologe Torben Lütjen. "Sie ist diejenige gewesen, die am stärksten in der Öffentlichkeit gestanden hat", erläutert der USA-Experte, warum Biden vermutlich Harris den Vorzug gegenüber anderen möglichen Kandidatinnen gegeben habe, die auch Schwarze Frauen seien.
Kamala Harris, im Anzug, steigt eine Bühnenrampe, vor blauen Vorhängen empor.
Die demokratische Senatorin Kamala Harris hat sich gegen andere mögliche Kandidatinnen durchgesetzt. © laif / Redux / NYT / Travis Dove
Allerdings sei Harris bei den Demokraten nicht unumstritten, weil sie nicht als ganz linksprogressiv gelte; sondern eher als moderate Kandidatin, die als Generalstaatsanwältin in Kalifornien mit vielen Verurteilungen eher eine umstrittene Bilanz hinterlassen habe. "Da gibt es einige, die nicht ganz glücklich mit ihr sein werden", erklärt der Politikwissenschaftler.

Trump-Wähler nicht aufwecken

Biden habe offenbar den Eindruck gehabt, dass er die sowieso schon enttäuschten Trump-Wähler, die vielleicht zu Hause blieben, nicht nochmal aufwecken wolle, indem er eine linksprogressive Kandidatin mit ins Rennen schickt. Harris stehe nicht für politische Radikalität und sei vermutlich wählbarer als andere mögliche Schwarze Kandidatinnen. Sie habe sich in Kalifornien bei der Justizreform selbst ein Image als "Top Cop" von Kalifornien erarbeitet. Deshalb habe man offenbar mit ihr jemanden nehmen wollen, der nicht so große Ängste auslöse.
Grundsätzlich sollte die Bedeutung dieser Entscheidung nicht überschätzt werden, sagt Lütjen. "In einem Land, in dem die Wählerlager so festgefügt sind, gibt es nicht ganz so viel Beweglichkeit." In den drei Monaten bis zur Präsidentenwahl könne noch sehr viel passieren.
(gem)

Torben Lütjen: "Amerika im Kalten Bürgerkrieg", Wbg Theiss Verlag, Darmstadt 2020, 224 Seiten, 20 Euro

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