Semprún: Wir wollten die Welt verändern
Seine Leidenschaft für die Philosophie habe für ihn bedeutet, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern auch verändern zu wollen. Das sagte der spanische Schriftsteller Jorge Semprún. Morgen wird er für seine Lebensleistung mit der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam geehrt.
Sigrid Brinkmann: Geehrt werden Sie für Ihre Lebensleistung, Herr Semprún. Werden Sie denn morgen in Potsdam eine Art Resümee ziehen?
Jorge Semprún: Ich werde vor allem über meine Verbindungen als Student und später auch als Mensch zur Philosophie sprechen, natürlich auch mit der deutschen Philosophie. In habe in Paris in den 40er Jahren Philosophie studiert, dann kam der Widerstand, Deportation, Lager und so weiter. Dadurch habe ich die Philosophie als Beruf verlassen. … Ich bin leidenschaftlich mit der Philosophie verbunden.
Brinkmann: Sie sind auch jemand, der politisch aktiv war, der die Erfahrung des abweichenden Denkens gemacht hat. Als Kommunist, als spanischer Kulturminister sind Sie dafür auch auf Gegnerschaft und Ausschluss gestoßen. Sehen Sie sich selber als Mann der Aktion oder stärker als analysierender Intellektueller?
Semprún: In den 30er und 40er Jahren, unter der Franco-Diktatur war es nicht leicht nur intellektuell zu sein. Für die jüngere Generation war es damals nicht leicht, Philosophie und Aktion voneinander zu trennen. In dieser Epoche waren wir marxistisch. Wir sagten, wir wollen die Welt nicht nur interpretieren, sondern auch verändern. Wir haben die Welt verändert, aber zum Schlimmsten, nicht wahr?
Brinkmann: Sie sind in Spanien ein gefragter Zeitzeuge. Dort sind in den letzten Jahren zahlreiche Bücher veröffentlicht worden, die an die Opfer des Bürgerkriegs erinnern. Wie ist das für Sie dort aufzutreten?
Semprún: Spanien hat eine Übergangsperiode zur Demokratie gemacht, die ganz friedlich und ruhig war. Man hat die Geschehnisse des Bürgerkriegs und der Diktatur vergessen, nicht unbewusst vergessen, sondern ganz bewusst und politisch. Man konnte Spanien nicht wieder aufbauen mit dem permanenten Gedenken an den Bürgerkrieg. Aber heute ist die Demokratie stark genug, um die eigene Geschichte wieder kennen zu lernen. … Auch in der Literatur und im Kino gibt es jetzt viel mehr über diese Periode. …
Das gesamte Gespräch mit Jorge Semprún können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Jorge Semprún: Ich werde vor allem über meine Verbindungen als Student und später auch als Mensch zur Philosophie sprechen, natürlich auch mit der deutschen Philosophie. In habe in Paris in den 40er Jahren Philosophie studiert, dann kam der Widerstand, Deportation, Lager und so weiter. Dadurch habe ich die Philosophie als Beruf verlassen. … Ich bin leidenschaftlich mit der Philosophie verbunden.
Brinkmann: Sie sind auch jemand, der politisch aktiv war, der die Erfahrung des abweichenden Denkens gemacht hat. Als Kommunist, als spanischer Kulturminister sind Sie dafür auch auf Gegnerschaft und Ausschluss gestoßen. Sehen Sie sich selber als Mann der Aktion oder stärker als analysierender Intellektueller?
Semprún: In den 30er und 40er Jahren, unter der Franco-Diktatur war es nicht leicht nur intellektuell zu sein. Für die jüngere Generation war es damals nicht leicht, Philosophie und Aktion voneinander zu trennen. In dieser Epoche waren wir marxistisch. Wir sagten, wir wollen die Welt nicht nur interpretieren, sondern auch verändern. Wir haben die Welt verändert, aber zum Schlimmsten, nicht wahr?
Brinkmann: Sie sind in Spanien ein gefragter Zeitzeuge. Dort sind in den letzten Jahren zahlreiche Bücher veröffentlicht worden, die an die Opfer des Bürgerkriegs erinnern. Wie ist das für Sie dort aufzutreten?
Semprún: Spanien hat eine Übergangsperiode zur Demokratie gemacht, die ganz friedlich und ruhig war. Man hat die Geschehnisse des Bürgerkriegs und der Diktatur vergessen, nicht unbewusst vergessen, sondern ganz bewusst und politisch. Man konnte Spanien nicht wieder aufbauen mit dem permanenten Gedenken an den Bürgerkrieg. Aber heute ist die Demokratie stark genug, um die eigene Geschichte wieder kennen zu lernen. … Auch in der Literatur und im Kino gibt es jetzt viel mehr über diese Periode. …
Das gesamte Gespräch mit Jorge Semprún können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.