Selbstversuch

Alter Golf im Umwelt-Test

Gestapelte Autowracks
Gehört ein 18 Jahre alter Golf auf den Schrott? © picture alliance / dpa / Zou Haibin
Von Daniela Siebert · 08.07.2014
Wie umweltbelastend ist ein alter VW Golf? Unsere Autorin hat Experten befragt, ob sie sich von ihrem Auto trennen sollte. Das Ergebnis ist nicht so deutlich, wie mancher vermuten würden.
So klingt er, der alte VW Golf. 160.000 Kilometer hat er auf dem Buckel, dank Garagenparkplatz ist die silbrige Karosserie auch nach 18 Jahren noch gut in Schuss. Allerdings scheppert es neuerdings manchmal hinten rechts.
Als Umweltbewegte fahre ich so gut es geht spritsparend: moderate Geschwindigkeit, vorausschauend, ohne unnötigen Ballast an Bord. Erste Station meiner Recherche: die Deutschen Umwelthilfe. Eeine ökologische Lobbyorganisation mit Sitz am Hackeschen Markt.
Sofortiger Umstieg lohnt sich nicht
Ich hole Jürgen Resch ab, den Bundesgeschäftsführer und Autofachmann der DUH, er begleitet mich zum Wagen. Als er ihn sieht, gibt es die erste Überraschung:
"Dieses Auto ist sauberer als die meisten modernen Dieselmotoren. Das geht dadurch, dass eben die Otto-Kraftstoffe bei der Verbrennung mit Katalysator relativ gut gereinigt werden, Dieselkraftstoffe in der Verbrennung produzieren hohe Mengen Stickstoffdioxid und vor allem Feinstaub, Ruß, und die müssen sehr, sehr aufwändig, mit Rußfiltern, eigentlich mit einer aktiven Denox-Anlage reduziert werden, das haben die allerwenigsten Dieselautos."
Ein neuer Benziner erziele aber bessere Werte als mein alter, sagt Resch. Da ich aber nur wenige Tausend Kilometer pro Jahr fahre, lohne sich der sofortige Umstieg nicht. Es windet, wir ziehen uns ins Auto zurück. Die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für den Umstieg auf ein neues oder „neueres" Fahrzeug Sinn macht, ist ökologisch nicht leicht zu beantworten.
"Man muß natürlich auch darauf achten, wie dicht ist das Antriebssystem? Habe ich Verluste von Schmierölen oder sonstigen Flüssigkeiten, die die Umwelt belasten? Wenn so etwas eintritt und nicht mit einfachen Maßnahmen behoben werden kann verschlechtert sich natürlich auch deutlich die Ökobilanz und das spricht dann auch dafür langsam umzusteigen."
Problem ist die Versauerung
Etwa 20 Prozent der Energie, die ein Fahrzeug im Laufe seines Lebens verbraucht, fällt bei der Produktion an erklärt Jürgen Resch. Wenn man von 200.000 Kilometern Lebensdauer ausgeht. Deshalb müsse ein Neuwagen mindestens 20 Prozent effizienter sein, damit sich der Umstieg lohne. Dabei sollte man sich aber beim Verbrauch nicht an den Herstellerangaben orientieren warnt Resch, sondern besser an den Erfahrungswerten anderer Autofahrer.
Besuch bei Gerd Lottsiepen, beim ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland VCD. Er fühlt meinem Auto mit Hilfe eines Computer-Programms auf den Zahn. Dafür braucht er nur den Fahrzeugschein und ein paar Angaben von mir. Nach wenigen Minuten zeigen farbige Balkendiagramme meinen Golf im Vergleich mit typischen Neuwagenkoordinaten.
"Bei der Klimawirkung sind Sie mit Ihrem Auto in der Mitte, das ist ganz gut. Wo er relativ schlecht aussieht, das ist bei Versauerung. Versauerung von Gewässern. Der hat noch viel mehr Stoffe, die dazu beitragen als ein heutiges Fahrzeug."
Im Abgas. Vor allem die Stickstoff-Emission sei deutlich schlechter als bei Benziner-Neuwagen so Gerd Lottsiepen, trotz des geregelten Katalysators nach Euro 2 Norm und der grünen Feinstaubplakette. Wirklich von dem Auto trennen sollte ich mich erst, wenn der Verbrauch oder die Reparaturkosten zu stark steigen, rät er. Und wenn ich es loswerden will, sei die Frage Verschrotten oder ins Ausland verkaufen von vielen Wenns abhängig. Etwa diesem:
"VW Golf geht so weit ich das im Kopf habe ganz stark nach Kasachstan, wenn dieser Golf dann ein 26 Jahre altes Auto ohne Kat ersetzt, dann ist es sogar ein Vorteil."
"Das ist alles noch dicht und schön."
Nächste Station: die Autowerkstatt Behrens. Hier wuchtet der Kfz-Meister Rene Pufahl den Golf per Hebebühne auf zwei Meter Höhe
"Alles noch gut erhalten. Das ist alles noch dicht und schön."
Selbst der Katalysator sehe gut aus: eher rostig-braun als bläulich – ein gutes Zeichen. Grundsätzlich glaubt er allerdings nicht, dass dieses Auto mit einem sparsamen Neuwagen mithalten kann.
"Da fehlen eben die Systeme, wie Start-Stop und Energierückgewinnung, auch die Abgaswerte kriegen Sie auch nicht mehr hin. Die sind auch schlechter."
Ich könne aber viel dafür tun, dass das alte Auto sparsam fahre: etwa nur gutes Motorenöl einfüllen, die alten Winterreifen durch Energiespar-Reifen ersetzen. Außen sauber halten.
Mein Fazit nach all den klugen Ratschlägen: Bis zur nächsten Hauptuntersuchung in einem Jahr behalte ich das Auto auf jeden Fall, solange es als Altersschwäche nur ein sanftes Scheppern hat.