Selbstbildnis vor leerem Blatt

Elfriede Lohse-Wächtler: Du kannst mich
Elfriede Lohse-Wächtler: Du kannst mich © Paula Modersohn-Becker Museum Bremen
Von Rosemarie Mieder und Gislinde Schwarz · 11.02.2011
<em>"Es wird schon alles wieder gut werden,"</em> steht in einer klaren, schönen Schrift auf der Postkarte. Sie trägt das Datum vom 5. März 1940 und ist abgestempelt in Arnsdorf, der größten psychiatrischen Anstalt Sachsens. Der Trost geht nach Dresden zu Sidonie Wächtler.
Es ist das letzte Lebenszeichen, das die Mutter von ihrer Tochter erhält. Ein knappes halbes Jahr später wird die gerade 40-jährige Elfriede Lohse-Wächter zusammen mit Dutzenden anderen Frauen auf Sonnenstein bei Pirna in die Gaskammer getrieben und erstickt.

Zurück bleiben Briefe, Aufzeichnungen, vor allem aber Hunderte Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder. Sie geben Auskunft über eine Künstlerin, die erst in den vergangenen 20 Jahren wiederentdeckt worden ist. Über ihre Stärke, aber auch über ihre tiefe Zerrissenheit – und über eines der schwärzesten Kapitel deutscher Geschichte.