"Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl"

17.11.2012
Hanns Eisler war zeitlebens "unterwegs". Der Weg des in Leipzig zur Welt gekommenen, dann aber in Wien aufgewachsenen Komponisten führte von der Donaumetropole ins Berlin der Weimarer Zeit, von dort – wegen seiner jüdischen Herkunft und kommunistischen Gesinnung – 1933 ins Exil.
Nach mehreren europäischen Stationen übersiedelte er in die USA, 1942 nach Hollywood, wo er nicht nur einen Broterwerb als anerkannter Filmmusikkomponist fand, sondern auch einem großen Kreis anderer prominenter Emigranten nahe stand. In seinen Liedern beklagte Eisler den Verlust von Heimat und die Öde der kalifornischen Zuflucht, aus der er 1948 vom "Committee on Un-American Activities" vertrieben wurde.

"Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl" – die Vertonung dieses Hölderlin-Verses verrät die melancholische Stimmung, die anhaltende Traurigkeit Eislers und lässt ahnen, worin der einst so kämpferische Komponist am Ende sein wahres Refugium fand. Wohl nicht zufällig ist er auf diesen Text in seinem letzten Werk, den "Ernsten Gesängen", zurückgekommen. Inzwischen hatte er, hoch dekoriert und als Staatskomponist wider Willen, in der DDR, in Ostberlin, eine Bleibe gefunden. Doch war ihm dieses Land, mehr als die vorangegangenen Aufenthalte, zu einer künstlerischen und politischen Heimat geworden?


Themenabend Musik
"Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl"
Hanns Eisler - ein heimatloser Komponist?

Eine Diskussion zum 50. Todesjahr Hanns Eislers
mit Hartmut Krones (Wien) sowie Friederike Wißmann,
Horst Weber und Jürgen Schebera (Berlin)
Moderation: Michael Dasche

ca. 21:40 Uhr Nachrichten

Ausschnitte aus dem Programm:
"Ach, man sagt, des roten Mondes Anblick"
Chansons von Hanns Eisler

Dagmar Manzel – Gesang
Tal Balshai – Arrangements/ Kavier/ Akkordeon
Bernhard Nusser – Posaune
Nikolaus Hanjohr Popa – Violoncello
Maren Voermans – Schlagwerk

Aufzeichnung vom 6.9.2012 aus dem Konzerthaus Berlin
im Rahmen des Symposiums "Eisler und die Nachwelt"