"Sehr gute Arbeit geleistet"

Moderation: Liane von Billerbeck · 21.02.2006
Der Wissenschaftsrat hat sich für eine dauerhafte Sicherung des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam ausgesprochen. Nach Ansicht des Historikers Jürgen Kocka, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Zentrums, liegt der Grund dafür auch in der "Entdeckung neuer Quellen" und in der "Entstehung neuer Fragestellungen".
Deutschlandradio Kultur: Ihr Zentrum für zeithistorische Forschung wird heute zehn Jahre alt - erstmal Glückwunsch. Und auf zwölf Jahre war dessen Existenz damals bei der Gründung begrenzt. Das hieße ja, sie hätten noch zwei Jahre. Nun hat sich aber der eben schon erwähnte Wissenschaftsrat dafür ausgesprochen, Ihre Einrichtung zu einer Dauereinrichtung zu machen. Haben Sie in Potsdam besonders gute Lobbyarbeit geleistet oder gibt es noch so viel zu forschen, dass zwei weitere Jahre nicht genügen?

Jürgen Kocka: Es ist einerseits sehr gute Arbeit geleistet worden in den letzten zehn, und zum Teil auch schon länger, Jahren. Zum Teil ist natürlich das Gebiet Zeitgeschichte riesengroß. Es wächst auch immer neu - mit der Entdeckung neuer Quellen und der Entstehung neuer Fragestellungen. Und aus beiden Gründen hat sich diese Empfehlung ergeben des Wissenschaftsrates, dieses Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam auf Dauer zu stellen. Ähnlich wie andere geisteswissenschaftliche Zentren oder Institute, die vor zehn bis 15 Jahren im Zuge der Vereinigung der beiden Wissenschaftssysteme Bundesrepublik/DDR entstanden sind.

Deutschlandradio Kultur: Ihr Zentrum, Herr Professor Kocka, hat sich ja auch sehr mit der DDR- Sozial- und Wirtschaftsgeschichte befasst. Es gibt aber neben diesem Zentrum noch einige Einrichtungen, die sich ebenfalls mit diesem Themengebiet beschäftigen - also von der Birthler-Behörde angefangen über die Stiftung Aufarbeitung bis zum Münchner Institut für Zeitgeschichte. Ist so viel DDR-Forschung noch nötig oder ist es schon ein abgeschlossenes Sammelgebiet, will ich mal so locker sagen.

Jürgen Kocka: Es ist eine Industrie geworden in den letzten zehn Jahren. Und aus meiner Sicht kommt es sehr darauf an, die Geschichte der DDR und ihrer Einrichtungen, ihrer Herrschaft, ihrer Diktatur in größeren Zusammenhängen zu sehen, als Teil der deutschen, der europäischen Geschichte im Vergleich. Und gerade darum bemüht sich das Potsdamer Zentrum im Unterschied zu mancher anderen Spezialeinrichtung, die sich speziell mit, sagen wir, Stasi-Belastungen oder Aufarbeitung der DDR-Diktaturerfahrung befassen.

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Das vollständige Gespräch mit Jürgen Kocka können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.