Sechs Monate Haft oder 250.000 Euro Strafe

Moderation: Vladimir Balzer · 28.06.2007
Das Landgericht Köln gab dem Erzbischof Kardinal Meisner Recht und erließ eine Einstweilige Verfügung gegen den Kabarettisten Jürgen Becker. Sollte er den Kirchenmann erneut als Hassprediger bezeichnen, drohen Becker sechs Monate Haft oder 250.000 Euro Strafe. Becker zeigte sich gelassen: Immerhin dürfe er Meisner noch Nulpe nennen.
Vladimir Balzer: Er darf nicht mehr. Zumindest droht ihm, wenn er es tut eine saftige Strafe. Sechs Monate Haft oder 250.000 Euro. Wenn der Kölner Kabarettist Jürgen Becker den Kölner Kardinal Meisner weiter einen Hassprediger nennt, wie er es in einem Zeitungsinterview vor zwei Wochen getan hat. Im Kölner Express sagte Becker: "In Köln kann man keinen Moslem dazu ermuntern, Katholik zu werden. Denn von einem Hassprediger zum anderen zu wechseln, bringt nichts." Das erzürnte das Erzbistum in Köln, das nun eine Einstweilige Verfügung erwirkte. Das Landgericht Köln hat sie ausgestellt. Im Fall Meisner gegen Becker haben wir nun einen der Prozessbeteiligten am Telefon, nämlich Jürgen Becker. Schönen guten Abend. Herr Becker, das Gericht hat gesagt, Hassprediger sei eine Beleidigung und ein Angriff auf die Ehre des Kardinals. Wie wollen Sie denn jetzt auf dieses Urteil reagieren?

Jürgen Becker: Ja, das ist ja ein Teilsieg. Das Zitat war wesentlich länger und das wollte mir das Erzbistum auch verbieten. Ich habe weiter gesagt, Kardinal Meisner hat sehr gutes, engagiertes Personal, aber als deren Manager ist er einfach eine Nulpe. In der freien Wirtschaft würde er nur als Pförtner eingestellt.

Balzer: Das Wort Nulpe muss man wohl erklären.

Becker: Nulpe kommt aus Leipzig. Tabakpfeife heißt das. Null steckt da mit drin. Und das darf ich weiter sagen. Ich darf weiter sagen, dass er in der freien Wirtschaft nur als Pförtner taugen würde. …

Balzer: Aber das Wort Hassprediger ging dem Gericht offenbar zu weit.

Becker: Ja, das verstehe ich jetzt zwar nicht. Denn das Wort stammt in dem Zusammenhang gar nicht von mir. Ein Kommunalpolitiker in Köln hat Kardinal Meisner auch mal so genannt. …

Balzer: Wie weit darf man denn gehen. Dieser Fall wirft ja die Frage auf. Wo ist für Sie als Kabarettist die Grenze der Satire?

Becker: Körperliche Gebrechen und Naturkatastrophen. Da würde ich nichts drüber machen. Aber so eine öffentliche Figur wie Kardinal Meisner darf man ruhig hart angehen. Er tut es ja umgekehrt auch. Wer austeilt, muss auch einstecken.

Das gesamte Gespräch mit Jürgen Becker können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.