Science-Fiction aus China

Cyborgkröte im Metall-Regenwald

06:33 Minuten
Filmstill aus "THE WANDERING EARTH", Schauspieler von links: Wu Jing, Arkadiy Sharogradskiy.
"The Wandering Earth" war in China ein Erfolg. Jetzt hat Netflix die Rechte an dem chinesischen Science-Fiction-Film erworben. © picture alliance/China Media Capital/Everett Collection
Lukas Dubro im Gespräch mit Gesa Ufer · 07.10.2019
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Viele Klima-Aktivisten malen ein dunkles Bild der Zukunft. Damit sind sie nicht allein: Auch chinesische Science-Fiction-Autoren arbeiten sich an düsteren Zukunftsentwürfen ab. Im Berliner ACUD wird ab Oktober über ihre Geschichten diskutiert.
Chinesische Science-Fiction steht hoch im Kurs: Vor kurzem hat sich der Streamingdienst Netflix zum ersten Mal die Rechte an einem chinesischen Science-Fiction-Film gesichert. Doch auch die literarische Science-Fiction-Szene Chinas ist sehr aktiv. Deren entscheidende Vertreter treffen ab dem 19. Oktober in der Veranstaltungsreihe "Kapsel" im Berliner Kunsthaus ACUD auf deutsche Künstler, Sinologen und Aktivisten.
Für Mitorganisator Lukas Dubro überzeugt die chinesische Science-Fiction vor allem mit ihrer außergewöhnlichen Kreativität. "Die Autoren finden tolle Bilder und Ideen, die einen Einblick geben in die chinesische Gesellschaft, andererseits aber auch für ein Publikum in Deutschland interessant sind", so Dubro.

Was passiert, wenn der Mensch die Kontrolle verliert?

Für die Veranstaltungen seien Themen ausgesucht worden, die besonders häufig in chinesischer Science-Fiction vorkommen. Dazu gehören die Stadtgesellschaft, künstliche Intelligenz, sowie ein breites Spektrum an positiven und negativen Zukunftsentwürfen.
Die Reihe startet mit der Geschichte "Der Regenwald" von Chi Hui. "Das ist eine eher dystopische Geschichte, die sich mit der Frage beschäftigt: Was passiert, wenn dem Menschen die Kontrolle über das entgleitet, was er losgetreten hat?" Angesichts der Klimaproteste von "Fridays For Future" sei das ein höchst aktuelles Thema, so Dubro.

Bilder, die hängen bleiben

"Was ich besonders toll finde, ist der Sound und die Atmosphäre, die die Geschichte hat. Da krachen Wolkenkratzer in sich zusammen, alles glänzt silbrig vor sich hin. Die Protagonistin ist in diesem Regenwald unterwegs mit einer Cyborgkröte, zwischen Pflanzen, die es auf sie abgesehen haben. Das sind Bilder, die hängen bleiben."
Ausgehend von der Geschichte werden im ACUD der Autor, eine Redakteurin von der größten SF-Zeitschrift Chinas und ein führender Forscher auf dem Gebiet über Utopien und Dystopien diskutieren. Doch "Kapsel" beschränkt sich nicht auf Diskussionsrunden. Dubro: "Sprechen über Literatur verstehen wir auch als künstlerische Auseinandersetzung mit den Geschichten. Ein Teil der Reihe sind daher auch zwei Schreibwerkstätten und ein Workshop für Illustratoren."
(rod)
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