Schumanns Szenen aus "Faust"

Ein neues Genre für den Konzertsaal

Porträt des Komponisten in einer nachkolorierten, zeitgenössischen Darstellung
"Man muss Goethe sein, um Goethe zu verstehen", schrieb Robert Schumann, der den "Faust" schon aus seiner Jugend kannte. © imago images / Leemage
Moderation: Elisabeth Hahn · 16.02.2020
Robert Schumann war bekennender Goethe-Enthusiast. Besonders beeindruckt war er von dessen "Faust". Aus dem Großwerk wählte der Komponist 1200 Verse für die eigene Fassung aus. Schumanns "Faust" passt in keine musikalische Schublade.
"Man muss Goethe sein, um Goethe zu verstehen", schrieb Robert Schumann, der den "Faust" schon aus seiner Jugend kannte. Johann Wolfgang von Goethe war ein Dichtervorbild. Hatte Schumann doch in seinen frühen Jahren das Schreiben für sich erkoren, bevor er sich der Musik zuwandte.
Insgesamt 1200 Verse hat Schumann aus dem "Faust"-Konglomerat selbst ausgewählt und ein dreiteiliges Werk in 13 Szenen erschaffen. Dabei entstand der dritte Teil an erster Stelle. Der fußt auf "Faust II "und entstand zu den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Goethe im Jahr 1849.
Blick auf einen Autographe, zum Teil durch eine Lupe betrachtet.
Über tausend Verse suchte Schumann für seine Faust-Vertonung aus Goethes Werk heraus.© imago images / Goethe- und Schiller-Archiv Weimar
Vom Erfolg dieser Unternehmung angespornt, wendet er sich dem ersten Teil der Dichtung zu. Die Ouvertüre entsteht zum Schluss. Das gesamte Werk übergab er am 13. September 1853 seiner Gemahlin Clara Schumann zum Geburtstag.

Vieler Genre bedient

Schumann kam auf eine völlig freie Form, die ein nicht klassifizierbares Werk hervorbrachte. Kein reines Oratorium, keine Oper, keine Schauspielmusik oder reine sinfonische Dichtung. Schumann selbst schwebte ein "neues Genre für den Concertsaal" vor. Der Einfluss von Felix Mendelssohn Bartholdy, mit dem Schumann sehr verbunden war, ist im dritten Teil spürbar, während der zweite Teil Züge Richard Wagners zeigt.
Der Dirigent John Storgårds war in der Sendung "Tonart" zu Gast und sprach darüber, was ihn besonders an dem Werk fasziniert:
Elisabeth Hahn erwartet Steffen Georgi, Dramaturg des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, in der Pause. Sie sprechen über die vielschichtigen Dimensionen des Werkes, auch im Vergleich mit anderen "Faust"-Kompositionen.
Aufzeichnung des Konzertes vom 16. Februar 2020 in der Philharmonie Berlin
Robert Schumann
"Szenen aus Goethes 'Faust'" für Soli, Knabenchor, gemischten Chor und Orchester WoO 3

Markus Eiche - Bariton (Faust, Pater Seraphicus, Doctor Marianus)
Christina Gansch - Sopran (Gretchen, Una Poenitentium, Jüngerer Engel)
Sophie Klußmann - Sopran (Sorge, Not, Magna Peccatrix, Jüngerer Engel, Soli)
Stefanie Irányi - Mezzosopran (Mangel, Mulier Samaritana, Soli)
Katharina Magiera - Alt (Marthe, Schuld, 5. Büßerin, Maria Aegyptiaca, Mater Gloriosa)
Bernhard Berchtold - Tenor (Ariel, Pater Ecstaticus, Vollendeterer Engel, Soli)
Stephan Klemm - Bass (Mephisto, Pater Profundus, Böser Geist, Vollendeterer Engel, Soli)

RIAS Kammerchor Berlin
Kinderchor des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums Berlin

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
John Storgårds

Mehr zum Thema