Schulöffnung nach Corona-Lockdown

Schülersprecher fordert mehr Mitbestimmung

06:32 Minuten
Ein leeres Klassenzimmer mit grünen Stühlen und einer Tafel, auf der steht: "Welcome Back From Corona Lockdown"-
Der Lockdown wird gelockert: In Berlin finden in diesen Tagen Abiturprüfungen statt. © imago images/Michael Weber
20.04.2020
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Die Forderung des Berliner Landesschülerausschusses, auf die Abiturprüfungen in diesem Jahr zu verzichten, hat der Senat abgewiesen. Schülersprecher Miguel Góngora sieht Nachholbedarf, wenn es um die Frage geht, wie demokratisch das System Schule ist.
Derzeit wird viel über die Frage der Schulöffnungen gesprochen. Doch die Schülerinnen und Schüler selbst scheinen dabei kaum ein Mitspracherecht zu haben. Wie charakteristisch ist die aktuelle Debatte für das hierarchische Schulsystem? Wieviel Demokratie wird in der Schule gelebt – und vermittelt?
Miguel Góngora ist 17 Jahre alt und Vorsitzender des Landesschülerausschusses Berlin. Er geht auf das Hildegard Wegscheider-Gymnasium in Berlin Grunewald. Am Montag beginnen dort seine Abiturprüfungen, obwohl der Landesschülerausschuss gefordert hatte, dass diese wegen der Coronakrise in diesem Jahr ausfallen sollen. Góngora fühlt sich deshalb von der Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres im Stich gelassen.

"Einige Schulen entscheiden eher autoritär"

Auch wenn es hier mit der Mitbestimmung nicht geklappt hat: In Berliner Schulen würden durchaus demokratische Werte wie Toleranz und Empathie vermittelt, sagt Góngora. Konflikte würden aber unterschiedlich gelöst: "Einige Schulen entscheiden da eher autoritär." Die Hoffnung auf demokratische Entscheidungen werde häufig enttäuscht.
"Es könnte besser laufen, wenn der Berliner Senat andere Formate für den Schulunterricht finden und auch den Lehrplan ein bisschen ausbauen könnte", sagt Góngora. Auch würden aufgrund des Lehrermangels immer wieder Projekte zur Förderung der Debattenkultur nicht stattfinden.

Schüler an relevanten Entscheidungen teilhaben lassen

"Eine Demokratie ist die Schule nicht", sagt Góngora. Man versuche zwar, die Meinung der Schülerinnen und Schüler einzuholen – zum Beispiel durch Schülervertretungen –, "aber es ist nicht klar formuliert, dass die Schülerinnen und Schüler Einspruch einlegen können, wenn ihnen etwas nicht passt, oder eine Entscheidung getroffen wird, wie zum Beispiel jetzt die Durchführung der Prüfungen, die in unseren Augen eher ungerecht und auch fahrlässig ist."
Dass man gegen solche Entscheidungen nicht vorgehen könne, lasse einige Schülerinnen und Schüler an der Demokratie zweifeln, weil eine Mehrheit ungehört bleibe. "Ich glaube, es ist da ganz wichtig, Szenarien zu finden und auch Formate, in denen man davon sprechen kann, dass in der Schule Demokratie gelebt wird und auch Schülerinnen und Schüler an jeder Entscheidung teilhaben können, die für sie relevant ist."
(sed)
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