Schulleiterin über ihre Geschlechtsangleichung

"Der Bruch war gar nicht so groß"

08:17 Minuten
Sandra Wißgott im Gespräch mit Ute Welty · 20.07.2020
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Mit dem Rückhalt der Ehefrau hat Sandra Wißgott eine Geschlechtsangleichung vom Mann zur Frau durchgestanden. In der Kleinstadt Wolframs-Eschenbach, wo sie lebt, kennt sie jeder, sagt sie. Ihr Outing sei akzeptiert.
Sandra Wißgott ist seit 29 Jahren verheiratet, hat mit ihrer Frau drei Kinder und sie war Schulleiter und katholischer Pfarrgemeinderatsvorsitzender in der Kleinstadt Wolframs-Eschenbach in Mittelfranken.
Im Jahr 2007 fasste Wißgott den Entschluss, ihren Körper dem weiblichen Geschlecht anzupassen und entsprechende medizinische und rechtliche Schritte in die Wege zu leiten.
Die Sorge, dass eine solche Entscheidung mit persönlichen Verlusten behaftet ist, habe den Schritt begleitet, sagt Wißgott. "Man hat seine Familie, man hat seinen Beruf. Dann das Ganze anzugehen, da gehört schon Überwindung dazu."
Die Ehefrau stand zu ihr, die Kinder reagierten unterschiedlich. Letztlich hielt die Familie zusammen.

"Der Bruch war gar nicht so groß"

Wißgott betont, dass vieles gleich geblieben ist, auch nach ihrer Geschlechtsangleichung: "Es hat sich auch im Beruf nichts geändert. Ich bin immer noch Schulleiterin, jetzt inzwischen im 17. Jahr. Insofern war der Bruch gar nicht so groß."
Wißgott ist katholisch und bezeichnet sich selbst als streng gläubig. Gott habe sie an die Stelle gestellt, an der sie stand. "Da irgendwie zu hadern, hätte mich auch nicht weitergeführt."
Auch in einer Kleinstadt lasse es sich als Transfrau leben, meint sie. "Man muss mit den Leuten ganz einfach reden, und natürlich ist das Interesse erst mal groß."

Engagement in der Beratung

Mit dem Verein Trans-Ident e.V. engagiert sich Wißgott auch in der Beratung von Transmenschen. Sie fordert, dass eine Geschlechtsangleichung ohne psychiatrische Gutachten möglich sein müsse. "Der Prozess der Vornamens- und Personenstandsänderung muss endlich aus diesem psychiatrischen Bereich heraus. Es muss ganz einfach per Willenserklärung vor dem Standesamt möglich sein, diesen Weg zu gehen."
(huc)
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