Schule in Corona-Zeiten

Wie ist Unterricht möglich?

84:04 Minuten
Schüler einer 13. Klasse der Oberstufe sitzen mit Masken im Deutsch-Unterricht vor einem geöffneten Fenster.
Kommt es in den Schulen zu einem Wechselmodell? © picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt
Moderation: Gisela Steinhauer · 21.11.2020
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Präsenzunterricht mit Lüften, Schüler im winterlichen Zwiebellook und mit Maske? Oder doch Wechsel von Schul- und Heimunterricht? Wie können Lehrkräfte und Schüler die nächsten Corona-Monate überstehen? Diskutieren Sie mit!
Der Winter naht, eine Nagelprobe für unsere Corona-Maßnahmen. Und damit auch für die Schulen. Sie sollen möglichst offenbleiben – nur wie kann das für alle Beteiligten bestmöglich geschehen? Nach Angaben der Kultusministerkonferenz sind mehr als 200.000 Schüler*innen in Quarantäne, das entspricht etwa 1,8 Prozent. Mehr als 3000 Lehrkräfte sind infiziert, über 13.000 in Quarantäne. Immer mehr Lerngruppen werden geschlossen. Wie kann in dieser Situation Unterricht weiterlaufen?

Grundschüler brauchen Präsenzunterricht

"Kein Tag ohne Corona", sagt Gudrun Wolters-Vogeler, Leiterin der Grundschule an der Haake in Hamburg. "Ich muss immer überlegen, wie ich den Unterricht aufrechterhalten kann." In ihrer Schule werden 460 Kinder betreut, vom Vorschulalter bis zur vierten Klasse. Darunter auch Kinder mit Beeinträchtigungen, denn die Schule legt einen Schwerpunkt auf Inklusion.
Ihr Appell: "In Grundschulen sollte Unterricht so lange wie möglich als Präsenzunterricht aufrechterhalten werden, und man muss gucken, wie das Kollegium dabei bestmöglich geschützt werden kann." Gerade in den ersten Klassen seien die persönliche Beziehung der Kinder zu den Lehrkräften und das Gruppengefühl besonders wichtig.

Jede Schule sollte größtmögliche Autonomie haben

In weiterführenden Schulen könne ein Wechsel zwischen Präsenz- und Heimunterricht durchaus sinnvoll sein, so die Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverband Deutschlands. "Mit dem Wechselmodell könnte ich leben, wenn jede Schule selbst entscheidet, wie sie wechselt."
Ihr Fazit: "Es gibt keine wirklich gute Lösung. Letztlich sollte jede Schule für sich die größtmögliche Autonomie haben: Wie viel Personal habe ich an Bord? Welche Ausstattung habe ich? Wenn ich eine gut ausgestattete Schule habe, kann ich viel eher Hybridunterricht anbieten mit Live-Übertragungen und Interaktion mit den Schülern. Man kann mit den Elternhäusern entsprechend kommunizieren und Lösungen finden."

Corona-Erfahrungen eines Abiturienten

"Ich würde mir wünschen, dass man sich genau überlegt: Was ist sinnvoll? Und da kommen wir um das Wechselmodell nicht herum, so sehr ich den Präsenzunterricht wichtig finde", sagt Dario Schramm, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz. Der 20-Jährige besucht die 13. Klasse der Integrierten-Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach. "Unser Anliegen ist: Was braucht es für Bedingungen, dass jeder Schüler die Möglichkeit bekommt, zu Hause zu lernen?"
Der Abiturient hat in den Corona-Monaten alle Unterrichtsvarianten erlebt. Seine Erfahrung: "Das Homeschooling hat überhaupt nicht geklappt. Mein 15-jähriger Bruder war auch zu Hause, meine Mutter ist Lehrerin. Da waren drei Leute, die versucht haben, an Zoomkonferenzen teilzunehmen. Hybridunterricht klingt erst mal toll, aber es funktioniert auf Dauer nicht. Die Lehrer müssen Präsenz- und Home-Unterricht gewährleisten; das ist nicht machbar."

"Bildung ist lehrerabhängig"

Es fehle oft an Personal, an der notwendigen Technik, sowohl an den Schulen, aber auch in den Familien – und an entsprechend fortgebildeten Lehrkräften. "Die Lehrer sind unfassbar unterschiedlich aufgestellt. Man hat das Gefühl, man wechselt die Welten. Der eine hat den Sommer über versucht, sich auf das Digitale einzulassen. Der andere kommt und sagt: `Ich habe da was ausgedruckt´. Bildung ist lehrerabhängig, das war immer schon so. Aber durch Corona wird das umso mehr verstärkt."
(sus)

Schule in Corona-Zeiten: Wie ist Unterricht möglich?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Schulleiterin Gudrun Wolters-Vogeler und dem Schülervertreter Dario Schramm. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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