Schriftstellerin Hera Lind

"Ich wurde noch einmal so richtig durchs Sieb gepresst"

Schriftstellerin Hera Lind präsentiert im Oktober 2014 in einer Buchhandlung in ihrer Heimatstadt Bielefeld ihr Buch "Verwandt in alle Ewigkeit"
Schriftstellerin Hera Lind © picture alliance / dpa / Robert B. Fishman
Moderation: Ulrike Timm · 09.01.2018
Das Image von Hera Lind ist untrennbar mit dem Begriff "Superweib" verbunden. Dabei hat es in ihrem Leben auch weniger strahlende Seiten gegeben, wie sie uns erzählt. Erst gerade hat die Erfolgsautorin ihren 60. Geburtstag gefeiert.
Ihr Leben scheint einem ihrer Bücher entlehnt: Die junge begabte Sängerin, die aus einer Laune heraus den Roman "Ein Mann für jede Tonart" schreibt, der wie auch die folgenden Bücher zum Bestseller wird. Nebenbei zieht sie vier Kinder groß und lernt später auf dem Traumschiff ihren Traummann kennen.
Während Hera Linds Bücher seit den 80er-Jahren millionenfach über die Ladentheken gingen und seitdem viele Leserinnen unterhalten haben, fand sich in den Feuilletons wenig bis keine Beachtung ihres Schreibens. Sonderlich gestört habe sie das aber nicht.
"Eigentlich hat es mich nie gewurmt. Ich fand mich immer als Sängerin guten Durchschnitt, guten mittleren Durchschnitt, und als Schriftstellerin – wobei das Wort schon etwas hochgegriffen ist, also sagen wir mal Unterhaltungsautorin – fand ich mich auch immer guten Durchschnitt. Und wenn man das von zwei Berufen, die einen glücklich gemacht haben, sagen kann, dann ist das schon richtig viel."

Finanzielle Probleme und Anfeindungen

Heute hat die gebürtige Bielefelderin und Wahl-Salzburgerin über 30 Romane veröffentlicht, von denen einige verfilmt wurden. Doch die Erfolgsautorin, die gerade ihren 60. Geburtstag gefeiert hat, spricht ebenso offen über die weniger strahlenden Seiten ihres Lebens, über finanzielle Probleme und Anfeindungen. Als sie sich in einen anderen Mann verliebt, bekommt sie die Wucht einer Öffentlichkeit zu spüren, die vorher nur zu gern Anteil an Erfolg und Familienglück der Hera Lind genommen hatte. Als "Alptraum meines Lebens" bezeichnet sie diese Zeit, die auf die Trennung von ihrem damaligen Lebensgefährten folgte.
"Der Verlag wandte sich ab. Die Bücher wurden zu Schleuderpreisen bei einem Discounter an der Kasse auf dem Wühltisch verschleudert, also für Pfennigbeträge. Die Fernsehverträge wurden zurückgezogen, ein Vorschuss wurde zurückverlangt, ich hatte keinen Buchvertrag mehr. Ich musste mein Haus verlassen natürlich ganz schnell, weil die Paparazzi über fast ein Jahr hinter mir und auch den Kindern leider her waren."

"Steinzeitlich, dass man dich als Frau so verurteilt hat"

Es sei mit zweierlei Maß gemessen worden.
"Heute sage ich immer: Leute, schaut doch mal, wie viele männliche Prominente sich mal für eine neue Frau entscheiden. ( ... ) Die werden alle nicht dermaßen gesteinigt. Die behalten ihre Werbeverträge, ihre politischen Ämter, ihre religiösen Ämter zum Teil. Ein berühmter Tennisspieler, der zeitgleich seine Frau verließ, ist heute noch ganz oben. Und dann sagen viele: 'Ja Mensch, das ist aber eigentlich auch steinzeitlich, dass man gerade dich als Frau so verurteilt hat.'"
Auch die horrenden Schulden – Folge einer gescheiterten Immobilieninvestition – hat sie mittlerweile abbezahlt. Heute blickt sie positiv auf diese dunklen Zeiten zurück.
"Ich bin ganz froh, dass ich noch einmal so richtig durch dieses Sieb gepresst wurde der wahren Werte. Und der Rest ist in dem Sieb hängengeblieben und den vermisse ich auch nicht."
Über ihre Liebe zur klassischen Musik, die Kindheit in engen Verhältnissen, und ob sie über ihre eigenen Einfälle lachen kann – darüber hat sich Ulrike Timm mit Hera Lind unterhalten.
Mehr zum Thema