Schriftsteller und Lokführer Oliver Kluck

"Ich war zum Schluss ein Zeitmillionär"

Der Autor Oliver Kluck, aufgenommen vor seiner Ehrung mit dem 15. Kleist-Förderpreis im Jahr 2010
Der Autor Oliver Kluck, aufgenommen vor seiner Ehrung mit dem 15. Kleist-Förderpreis im Jahr 2010 © picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Oliver Kluck im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 21.10.2017
Seine Erfolgskurve an den deutschen Theatern war steil. Doch als der Jungdramatiker Oliver Kluck den Betrieb selbst schonungslos hinterfragte, ging es ebenso rapide bergab. Was er gewann, war vor allem Zeit. Nun lässt er sich zum Lokführer ausbilden - der Kunst zuliebe.
Er war der Liebling der deutschsprachigen Theater: der junge Dramatiker Oliver Kluck. Jahrgang 1980, Autor von Stücken wie "Prinzip Meese", "Warteraum Zukunft", "Froschfotzenlederfabrik" oder "Möglichkeiten der Punkbewegung" – allesamt uraufgeführt und nachgespielt an den großen Häusern im deutschsprachigen Raum. Texte voll ungezähmter Wut, Texte, die Kritik übten an menschenverachtenden Arbeitsstrukturen, an Ungerechtigkeiten oder die einfach nur sagten: Wir lassen uns nichts gefallen.
Der gesellschaftskritische Jungdramatiker, der sich mal "seine eigene Oppositionsbewegung" nannte, begeisterte den Betrieb, bis er ihn schonungslos hinterfragte und kritisierte, bis er Protestbriefe schrieb und Beschwerden einreichte – mit entsprechenden Folgen. Während noch 2012 mehr als zehn Uraufführungen seiner Texte auf die Bühnen kamen, ist er so gut wie vom Spielplan verschwunden. Ihm selbst sei nun mit den Jahren klar geworden, was das Theater von ihm wollte.
"Ich bin ganz oft als Problem angekündigt worden, als schwierig oder kompliziert. Und das ist immer gut, wenn man so jemanden hat, den kann man nämlich bewältigen. Ja, das ist dann auch oft passiert, dass eigentlich gar nicht so sehr über den Stoff geredet wurde oder die Inhalte, sondern über das bewältigen."

Ungutes Bauchgefühl am Theater

Er sei in die Literatur verliebt, sagt Oliver Kluck, doch das Theater sei der falsche Partner für ihn gewesen.
"Ich hab von Anfang an ein ganz ungutes Bauchgefühl gehabt, was das Theater anbelangt. Ich hab' das nicht als Erfolg wahrgenommen, was passiert ist, sondern vor allen Dingen als Stress."
In der letzten Zeit habe er dann allerdings keine große Angriffsfläche mehr geboten.
"Hab' einfach so mein eigenes Ding gemacht, und bin zwar wirtschaftlich gesehen vollkommen ruiniert gewesen zum Schluss auch durch meine Arbeit. Ich habe mich selber demontiert, aber ich hab' unglaublich viel Zeit gewonnen, ich war zum Schluss so ein Zeitmillionär."
Derzeit macht Oliver Kluck eine Ausbildung zum Lokführer – eine Notwendigkeit, weil er vom Schreiben nicht leben kann, "und ich fühle mich da ganz wohl mit", sagt Kluck. Derweil träumt er von der Verwirklichung eines größeren literarischen Textes. "Und wenn da ein Roman draus wird, ja, umso besser." Wenn er darüber auch den Weg zurück ans Theater finden würde, das würde ihm gefallen.
(cwu)
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