Schreckliche Veheerungen in großer Ausführlichkeit

02.02.2013
Die Autoren dieses Prachtbandes erklären die Entstehung von Vulkanen, Erdbeben und Wetterextremen. Ergänzt werden die Texte durch geradezu furchterregende Farbfotos der Verwüstungen, die diese Phänomene anrichten. Ein im wahrsten Sinne überwältigendes Buch.
Sie sind furchteinflößende Monster und das zu Recht: Vulkane. Immer wieder fallen ihren feuerspeienden, Asche spuckenden Ausbrüchen Tausende Menschen zum Opfer, weil sie überraschend explodieren und in rasender Geschwindigkeit ganze Landstriche verwüsten. Sie sind eine unbeherrschbare Naturgewalt, faszinierend schön und doch beängstigend gefährlich.

Diesem Phänomen geht der großformatige Prachtband "Naturgewalten" auf den Grund - und zwar buchstäblich: Kein Detail bleibt unerwähnt. Wir leben auf einer im Verhältnis zum Erddurchmesser nur sehr dünnen festen Kruste. Unter dieser Kruste kommt eine dicke Schicht aus halbfestem heißen Silikatgestein, die wiederum auf einem flüssigen und ganz in der Mitte der Erde einem glühenden inneren Kern schwimmt. Die heiße, geschmolzene Masse im Erdinneren bewegt sich langsam wie eine Walze. Heiße Flüssigkeit steigt auf, kühlt ab und sinkt wieder runter.

Diese Bewegungen im Erdinneren wirken sich auch auf die Kruste aus, die keineswegs starr geschlossen ist, sondern aus vielen verschiedenen Platten besteht. Diese Platten stoßen aneinander, tauchen ab, reißen auseinander und entfernen sich. Zwar sind diese Bewegungen unendlich langsam, dabei werden aber enorme Kräfte freigesetzt, die zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führen. Ebenso wie zur Entstehung von Erdspalten und Gebirgen.

Ausführlich stellen die drei Autoren, über die das Buch leider nichts verrät, die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Plattentektonik vor, erklären, wie die Kontinente, Berge und Tiefseegräben entstehen, warum an welchen Stellen Vulkane vorkommen. Erstaunlich, wie viele Vulkane die Forschung unterscheidet. Ihnen allen gleich: Flüssiges Magma aus dem Erdmantel dringt durch Schlote oder Ritzen an die Erdoberfläche, mal kontinuierlich, mal explosionsartig. Besonders gefährlich sind die Schichtvulkane, die riesige Mengen an Asche und Lavabrocken in die Luft schleudern oder als sogenannte pyroklastische Ströme, Glutlawinen, die Hänge des Vulkans herabströmen. Mit rund hundert Stundenkilometer rasen sie bergab und ersticken, verbrennen, zerdrücken alles unter sich.

Schreckliche Verheerungen richten aber nicht nur Vulkane, sondern auch Erdbeben und Wetterextreme an, deren Entstehen sich das Buch ebenfalls in aller Ausführlichkeit widmet. Die wissenschaftlich exakten, jedoch stets verständlichen Erklärungen der verschiedenen Naturgewalten und ihrer Eigenschaften werden ergänzt durch geradezu furchterregende Farbfotos der Verwüstungen. Ausgesprochen detailliert mit entsprechender Fachterminologie versehen werden sämtliche Phänomene vorgestellt und anhand von zahllosen Querschnittszeichnungen, Farbskizzen und Bildern, darunter fantastischen Satellitenfotos, erklärt. Man fühlt sich bei der Lektüre ganz klein angesichts der ungeheuren Kräfte der Naturgewalten. Die Autoren zeigen sehr deutlich die Grenzen unserer Naturbeherrschung auf. Ein im wahrsten Sinne überwältigendes Buch zu einem verblüffend bescheidenen Preis.

Besprochen von Johannes Kaiser

Robert Dinwiddie, Simon Lamb, Ross Reynolds: Naturgewalten. Vulkane, Erdbeben, Wetterextreme
Aus dem Englischen von Andrea Kamphuis und Stephan Matthiesen
Dorling Kindersley 2012, 360 Seiten, 29,95 Euro

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