Schöpfungsdebatte im hessischen Landtag

Von Anke Petermann · 09.07.2007
Der Vorstoß der hessischen Kultusministerin Karin Wolff (CDU), Schöpfungslehre und philosophische Fragen in den Biologieunterricht einzubeziehen, hat eine bundesweite Diskussion ins Rollen gebracht: Biologenverband, Bildungsgewerkschaften, DFG und sogar die Kirchen machen kritische Anmerkungen. Ende letzter Woche debattierte der Landtag auf Antrag der rot-grünen Opposition über die Abgrenzung zwischen Glaube und Wissenschaft im Unterricht.
Roland Koch verteidigte seine umstrittenen Bildungsministerin im Landtag, Hessens CDU-Ministerpräsident hält Karin Wolffs Forderung, biblische Schöpfungsberichte auch im Biologieunterricht zu thematisieren, für richtig – vom Lehrplan sei das gedeckt:

Koch: "Wer sagt, er setzt den Glauben absolut, hat genauso unrecht, wie derjenige, der sagt, er setzt die Naturwissenschaften absolut – und so muss an hessischen Schulen unterrichtet werden."

Wolff: "Der Biologe muss dabei auch wissen und vermitteln, dass es Grenzen des Wissens und der Erkenntnisfähigkeit gibt und dass dort andere Ebenen des Glaubens gefragt sind."

Beginnt also, wo die naturwissenschaftliche Erkenntnis endet, der Glaube? Oder nicht eher die Forschung, weshalb Schöpfungsmythos und Sinnfragen im Biologieunterricht nichts zu suchen haben? So jedenfalls sieht es die rotgrüne Opposition – Andrea Ypsilanti, SPD, Mathias Wagner, Grüne.

Ypsilanti: "Von einer Kultusministerin im Jahr 2007 kann erwartet werden, dass sie nicht hinter die Zeiten der Aufklärung und des Kirchenkampfes des 19. Jahrhunderts zurückfällt und auch nicht hinter die zeitgemäße theologisch fundierte Exegese der Bibel."

Wagner: "Die Antwort einer Kultusministerin im 21. Jahrhundert, dass an den Grenzen der Wissenschaft die Religion beginnt, ist ein Skandal, meine Damen und Herren. Wissenschaft beschäftigt sich mit nachprüfbaren Ergebnissen."
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