Schleswig-Holsteinisches Sinfonieorchester

Flensburger Soirée

Das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester mit seinem Dirigenten Peter Sommerer
Das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester mit seinem Dirigenten Peter Sommerer © Henrik Matzen/SH Landestheater
01.12.2017
Ein rein französisches Programm mit ausgefallenen Stücken spielte das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester unter Leitung seines Generalmusikdirektors Peter Sommerer. Florian Krumpöck war Solist in Claude Debussys "Fantaisie pour piano et orchestre".
Im hohen Norden unseres Landes versteht man es durchaus, die filigran-farbige Klangwelt der französischen Spätromantik und Frühmoderne im Konzertsaal strahlen zu lassen. Für ihr zweites Sinfoniekonzert der laufenden Saison, das sie zuerst in Husum, dann in Rendsburg und Schleswig und schließlich in Flensburg gespielt haben, suchten sich die Musikerinnen und Musiker des SH-Landestheaters gezielt eine exquisite Werkabfolge. Am Schluss stand die überaus charmante einzige Sinfonie von George Bizet. Dieses Werk kennen vielleicht einige Menschen, vor allem den eingängig-fröhlichen letzten Satz, sie werden diese Musik aber selten mit dem Komponisten der Opern "Carmen" und "Die Perlenfischer" in Verbindung bringen. Bizet hat sie als 17 Jahre alter Schüler geschrieben und Zeit seines Lebens geheim gehalten.
Genauso apokryph war der Status des "Klavierkonzerts" von Claude Debussy, ebenfalls ein quasi-Jugendwerk. Um nicht an großen Vorbildern gemessen zu werden, wählte der Komponist den Titel "Fantaisie". Die Uraufführung fiel aus, weil der Dirigent Vincent d'Indy (eigentlich ein väterlicher Freund Debussys) die Proben abbrach. Später hat Debussy diese Fantasie mehrfach bearbeitet, aber nie mehr in die Öffentlichkeit gebracht. Die Uraufführung fand ein Jahr nach seinem Tod statt. Solist Florian Krumpöck, wie Peter Sommerer österreichischer Herkunft und Generalmusikdirektor (in Rostock), hat dieses Werk erstmals einstudiert und findet es äußerst reizvoll in seiner stilistischen Breite und seinem melodiösen Reichtum.
Der Abend beginnt mit Charles Gounods Ouvertüre zur Oper "Die blutige Nonne", einem schaurigen Stück, das hierzulande erstmals vor neun Jahren gegeben wurde. Die Verbindung einer geistlichen Frau mit Figuren des Horrorgenres (Geister, Untote etc.) erschien den Zensoren des 19. Jahrhunderts zu skandalös zu sein. Die Ouverture dramatique ist ein knappes wirkungsvolles Orchesterstück.
Kein französischer Musikabend kommt ohne die Klänge der Gegenwart aus. Peter Sommerer hat sich für das Orchesterstück "Apex" (Spitze) des 1955 in Nancy geborenen Pascal Dusapin entschieden. Der Komponist verzahnt darin Klangschichten zu einem organischen Ganzen, als ob er Holzzapfen ohne Nägel oder Schrauben miteinander verbinden würde. Das Orchester erlebt Turbulenzen und muss Ballast tragen, um sich am Ende zu befreien und zu entlasten. Die Hörerinnen und Hörer im Deutschen Haus in Flensburg erlebten diese Befreiung voller Neugierde mit.
Deutsches Haus, Flensburg
Aufzeichnung vom 22. November 2017
Charles Gounod
Ouverture dramatique zu "La Nonne sanglante"
Claude Debussy
Fantaisie pour piano et orchestre
Pascal Dusapin
"Apex", aus "7 Solos pour orchestre"
Georges Bizet
Sinfonie Nr. 1 C-Dur

Florian Krumpöck, Klavier
Schleswig-Holsteinisches Sinfonieorchester
Leitung: Peter Sommerer