Schleswig-Holstein wählt

Ausgang vollkommen offen

Ein Wähler wirft am 07.05.2017 in Aukrug-Homfeld (Schleswig-Holstein) im Wahlraum im Feuerwehrgerätehaus den Stimmzettel in die Wahlurne.
Landtagswahl in Schleswig-Holstein © Carsten Rehder/dpa
Von Johannes Kulms · 07.05.2017
In Schleswig-Holstein hat die Wahl eines neuen Landtags begonnen. Nach jüngsten Umfragen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der SPD und der CDU mit ihren Spitzenkandidaten Torsten Albig und Daniel Günther ab: Es wird spannend.
"Ich werde wahrscheinlich die Grünen und die SPD wählen."
Lukas Garms ist 25 Jahre alt und Erzieher. Garms hat sich an diesem Morgen aufgemacht zur Stimmabgabe in eine Grundschule im Kieler Werftenviertel Gaarden. Er ist zufrieden mit der Arbeit der Landesregierung. Was hat er für ein Bild vom Regierungsstil des Ministerpräsidenten, was kommt bei ihm an?
"Von Torsten Albig nicht so viel, also als Ministerpräsident muss ich wirklich sagen. Es ist eher die Arbeit auf Stadtebene die mich überzeugt hat jetzt."
Lukas Garms ist sich nicht sicher, ob er eine Wechselstimmung im Land spürt. Anders seine Frau Magdalena:
"Ja, ich glaube schon, dass die CDU ordentlich zulegen wird. Einfach, weil auch insgesamt so `ne Stimmung nach Wechsel ist. Aber ich glaube schon – oder ich hoffe, dass SPD und Grüne das schaffen werden. Und natürlich große Hoffnung, dass die AfD es gegen die Prognosen nicht schafft."

Abitur: G8 oder G9?

Garms ist ebenfalls 25 Jahre alt und Lehrerin. Die CDU tritt im Wahlkampf für eine Rückkehr zum G9 ein – also dem Abitur nach 13 Jahren. Dabei hatte die CDU 2008 in einer Großen Koalition zusammen mit der SPD im Norden G-8 eingeführt. Magdalena Garms glaubt, dass die Wende von CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther im Wahlkampf durchaus ankommt:
"Da sehe ich schon einige, die da zustimmen, weil das eben auch nicht ganz reibungslos lief. Nachjustieren ist schon richtig obwohl ich persönlich nicht meine, dass das die Lösung ist, aber ich komme eben auch aus Thüringen und da ist das System eben schon immer auf zwölf Jahre ausgelegt ..."
Bildung und die Infrastruktur seien die beiden Themen gewesen, die ihn im Wahlkampf nach vorne gebracht hätten, gibt sich Daniel Günther überzeugt:
"Infrastruktur einfach, weil es so viele Themen aufregt war es richtig, das zu besetzten. Und Bildungspolitik haben wir mit G9 einfach noch mal `n guten Punkt gesetzt um überhaupt dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen."
Alle Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker haben in Schleswig-Holstein gekämpft bis zur letzten Minute, so wie auch Daniel Günther, der an diesem späten Samstagabend erschöpft aber zufrieden vor einer Kieler Kneipe mit einer Weißweinschorle sitzt.

Daniel Günther hat den Wahlkampf belebt

Erst vor einem halben Jahr wurde der 43-Jährige kurzfristig als Parteivorsitzender und Spitzenkandidat aufgestellt, nachdem sein Vorgänger Ingbert Liebing hingeworfen hatte. Den Wahlkampf hat diese Entscheidung belebt, Günther hat sich in den letzten Wochen in den Umfragen immer weiter nach vorne geschoben – was seinen Bekanntheitsgrad angeht, vor allem aber, was die Partei betrifft. In den letzten Erhebungen ist die CDU sogar knapp vor der SPD gelandet. Geht das nicht alles etwas schnell, vielleicht zu schnell, falls es die CDU am Ende tatsächlich die Staatskanzlei erobern sollte?
"Nee, ich bin damit nicht überfordert. 43 Jahre – das ist jetzt ein Alter, was früh ist, als Ministerpräsident, es gab welche, die früher angefangen haben. Und morgen haben wir ja auch noch die Wahl in Frankreich und Macron – der hoffentlich gewinnt – der ist 39, der ist vier Jahre jünger als ich. Und ich finde, wenn der mit dem Alter Präsident von Frankreich werden kann, kann ich auch Ministerpräsident von Schleswig-Holstein werden."

Die FDP stünde bereit für eine Koalition

Doch damit das gelingt, bräuchte Günther Partner. Die FDP stünde bereit für eine Koalition, doch das würde nach den Umfragen nicht reichen. Die CDU buhlt schon lange zusätzlich um die Grünen, um ein Jamaika-Bündnis auf die Beine zu stellen.
"Ich bin allerdings klar dagegen."
Sagt Lasse Petersdotter, der an diesem Samstagabend rund 500 Meter entfernt von Daniel Günther vor einem Supermarkt am Kieler Dreiecksplatz steht und Flyer verteilt. Der 26-Jährige hat gute Chancen, erstmals für die Grünen in den Kieler Landtag einzuziehen. An der CDU stört ihn vor allem die Haltung beim Thema Windkraft und der Flüchtlingspolitik.
"Ich bin der Meinung, dass die CDU viele ihrer Versprechen zurücknehmen müsste um mit uns konstruktive Politik zu machen. Wenn sie dazu bereit sind `ne grüne Politik mitzutragen, dann ist es was anderes."

Diese Landtagswahl wird spannend

Neben der Jamaika-Koalition könnte es nach dem 7. Mai aber auch zu einer Ampel aus SPD, Grünen und FDP kommen oder zu einer Großen Koalition. Und natürlich ist es auch möglich, dass es am Ende Ministerpräsident Torsten Albig gelingt, die Mehrheit für seine Küstenkoalition zusammen mit den Grünen und dem SSW zu verteidigen. Sicher ist nur: Diese Landtagswahl wird richtig spannend!
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