Schicksalslosigkeit eines Ungarn

Imre Kertész zwischen Buchenwald und Budapest

Der Schriftsteller Imre Kertesz.
Der Schriftsteller Imre Kertész (1929 - 2016) © dpa/picture-alliance/Laszlo Beliczay
Von Jörg Plath · 03.04.2016
Der Literaturnobelpreis als "Glückskatastrophe": Das Leben des Ungarn Imre Kertész war von Unwahrscheinlichkeiten geprägt. Jörg Plath erinnert an den am Donnerstag verstorbenen großen Schriftsteller, der unser Bild von Auschwitz und seinen radikalen Konsequenzen verändert hat.
Das Leben von Imre Kertész war voller Unwahrscheinlichkeiten. Unwahrscheinlich war das Überleben des 15-jährigen Ungarn in den KZs Auschwitz und Buchenwald. Unwahrscheinlich war auch das Überleben danach, im Sozialismus. Er hatte sein Gutes: Kertész wurde nicht über den totalitären Charakter der Welt nach Auschwitz getäuscht und nahm sich nicht, wie andere Überlebende, das Leben. Unwahrscheinlich war schließlich, dass das jahrzehntelange Schreiben ins Nichts hinein Kertész spät, in den 1990er Jahren, berühmt machte und ihm 2002 gar den Literaturnobelpreis eintrug – eine "Glückskatastrophe", wie Kertész es mit bitterer Klarheit nannte.
Am vergangenen Donnerstag ist Imre Kertész, der an Parkinson erkrankt war und seine Wahlheimat Berlin 2012 verließ, um nach Budapest zurückzukehren, gestorben. Wir erinnern an den großen Schriftsteller, der unser Bild von Auschwitz und seinen radikalen Konsequenzen für die menschliche Zivilisation verändert hat, mit einer Sendung aus dem Jahr 1995 von Jörg Plath: "Schicksalslosigkeit - Der Ungar Imre Kertész zwischen Buchenwald und Budapest".
Manuskript zur Sendung als PDF und im barrierefreien Textformat
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