Scheine statt Geldkarte

Deutsche zahlen gern bar

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Deutsche Konsumenten holen gern die Münzen raus, die Karte lassen sie in der Brieftasche. © picture alliance / dpa / Stefan Sauer
Von Brigitte Scholtes  · 25.11.2014
Bewohner einiger anderer Länder bezahlen auch Kleinigkeiten mit der Geldkarte. Die Deutschen sind anders: Erst bei Beträgen ab 100 Euro lassen sie das Bargeld in der Tasche. Auch was das Bezahlen mit dem Smartphone angeht, sind die Bundesbürger skeptisch.
Cash ist immer noch King bei den Deutschen. 90 Prozent der Einkäufe unter 20 Euro werden in bar bezahlt, heißt es in einer Einzelhandelsumfrage im. Und eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zeigt, dass mehr als die Hälfte der Deutschen lieber bar bezahlt, sagt dessen Sprecherin Julia Topar:
"Sie zahlen gern anonym, das geht schnell, man zückt halt das Portemonnaie und legt die Scheine auf, bekommt Wechselgeld, und ab geht die Post. Und die Deutschen behalten gern den Überblick. Das ist schon so zu beobachten, dass viele am Monatsanfang das Bargeld, ihr Monatsbudget abheben und dann sukzessive ausgeben, und so behalten sie den Überblick. Das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass die Deutschen vorsichtig und misstrauisch sind."
Erst bei höheren Beträgen, etwa von 100 Euro an, zückt der deutsche Verbraucher eine Karte. Ansonsten bevorzugt er Bargeld. Das kann zwar gestohlen werden, und dann ist es weg. Aber dennoch bietet Bargeld weitere Vorteile, erläutert Markus Feck, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen:
"Man verliert seine Daten nicht, ein Problem, dass es ja geben kann, wenn die Karten gestohlen werden, wie auch immer gelangen die Täter dann in den Besitz der Pin, und dann können die ja aufs komplette Konto zugreifen, und dann auch mehrere hundert oder mehrere tausend Euro abheben. Weiterer Vorteil der Bargeldzahlung ist: Sie ist anonym, ich hinterlege quasi kein Bewegungsprofil wie bei einer Karte. Da kann man ja schon anhand der Stellen sehen, die man in Anspruch nimmt, ob das jetzt das Kaufhaus vor Ort ist oder das Restaurant, wo ich mich im Einzelnen bewege. Also derjenige, der anonym bleiben möchte, der kein Bewegungsprofil „hinterlassen" möchte, ist mit der Barzahlung am besten bedient."
Bezahlsysteme beim Online-Kauf
Allerdings sei die neue Generation der Giro- oder Kreditkarten sicherer geworden, seitdem der Chip auf den Karten ausgelesen wird. Der schützt besser vor Missbrauchsfällen.
Beim Online--Einkauf greifen die Kunden mittlerweile auch gern zu Bezahlsystemen wie Paypal oder Amazon Pay. Bankenverbandssprecherin Julia Topar:
"Das kann sowohl über die Kreditkarte laufen, das kann über das Konto laufen – Überweisung und Lastschrift – also man kann da angeben, wie man das möchte. Und das läuft wie geschmiert in Deutschland."
Daneben werden den Verbraucher demnächst noch mehr Bezahlmöglichkeiten geboten. Einfach die Smartwatch an ein Lesegerät an der Kasse halten ist eine Option, und auch das Smartphone soll so zum Portemonnaie werden. Technikaffine Menschen dürfte das zwar freuen, sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Aber er warnt:
"Warum kommen Unternehmen wie Amazon, Apple etc. pp denn in diesen Zahlungsdienstemarkt rein? Nicht, weil man mit Zahlungsdiensten viel Geld verdienen kann, sondern diese Unternehmen sind versessen auf Daten der Verbraucher. Wo befindet sich der Herr Müller jetzt gerade: Ach, der kauft im Kaufhof ein, dann geht er chinesisch essen. Nachher geht er nochmal in einen Sportladen. Dann wird ein Profil desjenigen erstellt mit dem Ziel, auch demjenigen sekundengenau im späteren Verlauf Angebote machen zu können, von denen man glaubt, dass er sie annimmt. Ich mache mich wirklich komplett gläsern. Und da muss jeder für sich selbst wissen, ob er das in dieser Form möchte."
Banken haben sich eingedeckt mit Geld
Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch hat sich in Deutschland noch nicht durchgesetzt. Aber das werde kommen, glaubt der Verbraucherschützer:
"Wie sicher diese Techniken sind, wird man sehen. Zurzeit gibt es ganz, ganz viele Systeme. Es hat sich noch keins richtig durchgesetzt. Aber in dem Moment, wo es ein System gibt, das von der großen Mehrheit benutzt wird, dann wird es ja auch interessant für Kriminelle. Dann werden die ihre Energie reinstecken um zu gucken: Wo gibt es denn da Lücken, und wo kann ich am besten angreifen, um im Zweifel dann auch auf das Konto des Kunden zuzugreifen."
In den nächsten Wochen ist aber Bargeld noch mehr gefragt als sonst. Die Kreditinstitute haben sich schon vorbereitet, sagt Bankenverbandssprecherin Topar:
Zur beginnenden Weihnachtssaison haben sich die Banken angesichts des höheren Bargeldbedarfs ihrer Kunden mit Liquidität eingedeckt. Traditionell steigt vor Weihnachten der Bargeldumlauf, und die Banken haben davon Gebrauch gemacht und sich heute die Lager vollgeschaufelt, sozusagen.
Cash bleibt also vorerst weiter King. Die Deutschen werden also kaum auf Bargeld verzichten wollen. Nicht nur zur Weihnachtszeit.
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