Schauspielerin Judy Winter

"Theater ist für mich Erotik"

Schauspielerin Judy Winter verfolgt am 10.03.2015 in Bad Hersfeld (Hessen) die Pressekonferenz der Bad Hersfelder Festspiele.
Schauspielerin Judy Winter © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Katrin Heise im Gespräch mit Judy Winter · 09.12.2016
Eigentlich wollte sie Tänzerin werden, doch Judy Winter war schon als Teenagerin zu groß gewachsen für diesen Beruf. Also verfolgte sie Plan B: die Schauspielerei. Seit den 70er-Jahren hat sie mehr als hundert Frauenfiguren verkörpert.
Als 17-Jährige wurde sie von Theaterregisseur Peter Zadek entdeckt und entwickelte sich an seiner Seite zur gefragten Bühnenschauspielerin, später auch zum Musical-Star.
Ihr Durchbruch im Kino kam Anfang der 70er-Jahre mit der Simmel-Verfilmung "Und Jimmy ging zum Regenbogen". Seitdem hat Judy Winter über hundert Frauenfiguren gespielt und gehört heute zu den bekanntesten Film- und Fernsehgesichtern in Deutschland. Dabei liebt sie es bis heute auch sehr, auf der Bühne zu stehen. Ein besonderes Faible hegt sie für Komödien.
" Also, Komödie finde ich wunderbar. Man kriegt die Menschen viel viel schwerer zum Lachen als zum Weinen. Also das ist eine Tatsache. Also Komödie macht irrsinnigen Spaß."
Die Kunst dabei sei es, ernst zu bleiben.
"Die richtige Komik ist ernst und man muss alles todernst spielen. Wenn ich jetzt, das ist so das Übliche, auf der Banane ausrutsche, dann muss ich todernst ausrutschen und es muss mir weh tun – sonst kann man nicht lachen. Also Buster Keaton war todernst. Charlie Chaplin war todernst. Also ich meine, das sind die Alten, aber das ändert sich ja nicht. Komik ist immer ernst."

Seit 30 Jahren Engagement für Aidshilfe

Eine der Rollen ihres Leben ist "Marlene". Judy Winter als alternde Marlene Dietrich - die legendäre Produktion des Berliner Renaissance-Theaters ist jetzt im Dezember wieder für drei Tage zu sehen. In vieler Hinsicht fühlt sie sich Marlene Dietrich sehr verbunden. Allerdings für deren Umgang mit dem Altwerden habe sie keinerlei Verständnis:
"Ich würde nie die letzten Jahre meines Lebens im Bett verbracht haben. Ich würde nie nicht mehr vor die Tür. Also es gäbe so viele Menschen, die ihren Rollstuhl geschoben hätten. Sie hätte reisen können, sie hätte sich noch was anschauen können. Die war 14 Jahre nicht draußen und die letzten sieben Jahre überhaupt nicht mehr, nur im Bett. Also das finde ich, nee, also da liebe ich mich doch mehr als mein Publikum mich lieben sollte oder so. Sie hat immer gesagt, mein Publikum soll mich nicht so sehen. Um Gottes Willen."
Seit 30 Jahren engagiert sich Judy Winter für die Aidshilfe. Wie sie nach dem Tod eines an Aidserkrankten Freundes dazu kam, hat sie "Im Gespräch" erzählt:
"Da habe ich gedacht, das soll jetzt nicht umsonst gewesen sein und habe mich erkundigt und da gab es die Berliner Aidshilfe schon ein Jahr oder anderthalb. Und da habe ich dann angefangen. Damals war es ja so, dass der Tod innerhalb von ein paar Wochen stattfand und dann habe ich also Tiere vermittelt und Blumen gegossen – solche Sachen gemacht. Und habe mich dann hochgearbeitet bis zum Kuratoriumsmittglied."
Über ihren Weg zur Bühne, ihre Arbeit als Schauspielerin, ihre berühmte Paraderolle und ihr Engagement für die Berliner Aids-Hilfe, für das sie mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet wurde, hat sich Katrin mit Judy Winter unterhalten.