Schauspielerin Corinna Harfouch

"Auf der Bühne fühle ich mich sicher"

34:05 Minuten
Corinna Harfouch bei der Fotoprobe des Theaterstücks 'Phädra' 2017 im Deutschen Theater in Berlin.
"Du musst dich als Schauspieler hauptsächlich an dich selbst herantasten", sagt Corinna Harfouch. © imago/Future Image
Moderation: Britta Bürger · 05.12.2018
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Vor dem Erfolg war das Scheitern: Die Schauspielschule erteilt Corinna Harfouch erst einmal eine Absage. Also wird sie Krankenschwester. Später überwindet sie ihre Selbstzweifel und schafft es doch noch auf die Bühne.
Als Eichhörnchen Zausel auf der Bühne ihrer Schule begann Corinna Harfouch ihre Karriere als Schauspielerin. Danach war ihr klar, dass sie in ihrem Leben eigentlich nichts anderes mehr machen wollte. "Und auf einmal war ich dort auf dieser Bühne und es war ein Ort der Sicherheit, Ordnung, Schönheit, Spiel. Und im Spiel Dinge zu überwinden und auszudrücken, das hat mich süchtig gemacht."

Scheitern und Selbstzweifel

Doch als sie sich nach ihrem Abitur an der Schauspielschule bewarb, wurde sie abgelehnt. "Das sind ja Fachleute dachte ich, die werden es schon wissen. Also ist das so, dass ich nicht begabt bin und nicht genügend Leidenschaft besitze. Ich habe den Wunsch dann begraben." So wurde sie zunächst Krankenschwester.
Und dann klappte es doch noch an der damaligen Staatlichen Schauspielschule der DDR. Sie lernte dort nicht nur das Handwerk, sondern auch sich selbst kennen. "Du musst dich als Schauspieler hauptsächlich an dich selbst herantasten. Du musst einfach versuchen, dich tatsächlich kennenzulernen, wirklich in all deinen ganzen Fähigkeiten, Unfähigkeiten, Abgründe und so weiter. Das musst du, das muss dir ein Bedürfnis sein."

Intuitives Können

Mit Ende Zwanzig spielte sie schon an den wichtigen Bühnen der DDR. Sie arbeitete mit Heiner Müller, später mit Frank Castorf und fast allen wichtigen deutschen Theaterregisseuren. Von besonderer Bedeutung für sie war Jürgen Gosch, mit dem sie am Deutschen Theater in zahlreichen Produktionen zusammenarbeitete.
"Spielen ist eben so etwas sehr Intuitives. Da hat Gosch uns alle enorm bestärkt darin, dass es eben kein intellektueller Vorgang ist, sondern dass man prinzipiell so viel klüger ist in seinem Körperkopf und in seiner Ganzheit als dein Kopf allein es kann."

Erfolgreich auch nach der Wende

Die Wende war für sie kein Karriereknick, im Gegenteil. Denn auch im deutschen Film war sie bald gefragt, in manch einem Jahr zwischen 1991 und 2017 drehte sie mehr als vier von ihnen. Es ist immer wieder die starke, auch brutale, machtbewusste, dabei aber auch sympathische Frauenrolle, die sie ausfüllt. In Ingmar Bergmanns "Persona", das als Bühnenstück in am Stadttheater in Malmö gezeigt wurde und am 30. November am Deutschen Theater in Berlin Premiere hat, geht es um eine Schauspielerin, die aus Erschöpfung verstummt und eine Krankenschwester, die sie betreut.
Corinna Harfouch spielt beide Rollen: in Schweden die schweigende Schauspielerin, in Deutschland die Krankenschwester, die der Verstummten ihr Herz ausschüttet. "Sie achtete immer sehr darauf, dass sie hilft und das ist ihre Passion. Und über diese Art von Passion kann man ja sehr schnell vergessen, wer man eigentlich ist. Und dann kommt sie durch die Situation, dass da jemand schweigt, zum Sprechen. Und dadurch erzählt sie Dinge, die sie sich schon selbst über viele Jahre nicht erzählt hat."
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