Schauspieler und Autor Klaus Pohl

Grenzenlose Liebe zum Leben

34:49 Minuten
Der Schauspieler und Autor Klaus Pohl, hier mit Sonnenhut.
Am meisten Freiheit habe er, wenn er Prosa schreibe, sagt Klaus Pohl. © Klaus Pohl
Moderation: Ulrike Timm · 25.08.2021
Audio herunterladen
Vom Lebensmittelverkäufer zum Burgtheater-Schauspieler: Klaus Pohl ist gefeierter Mime, viel gespielter Bühnenautor und erfolgreicher Schriftsteller. Immer ist er ganz nah dran – auch in seinem neuen Buch über eine legendäre Hamlet-Inszenierung.
Wenn er nicht spielte, schrieb er. So erlebte der Schauspieler Klaus Pohl 1999 die Proben zu Peter Zadeks berühmter Inszenierung von "Hamlet", in der Pohl den Horatio gab und nebenher ein Tagebuch schrieb über die dramatische Entstehung dieses Bühnenereignisses.
Zwei Jahrzehnte später legt er seine Auszeichnungen nun als Roman vor, nachdem sie im vorigen Jahr schon als Hörbuch erschienen waren.
"Tragikomische Sätze und Geschichten" notierte Klaus Pohl auf der Probenbühne, von den ständigen Reibereien zwischen Hamlet-Darstellerin Angela Winkler und dem Schauspieler Ulrich Wildgruber, der eigentlich sich gern in der Hauptrolle gesehen hätte.
Was wiederum Angela Winkler zweimal in die Flucht trieb – Peter Zadek hatte seine liebe Not, sie zum Weitermachen zu bewegen. Aufführung oder nicht Aufführung, das war immer wieder die Frage beim Hamlet 1999.

Das pralle, neurotische Leben auf der Bühne

Einblicke in das pralle und bisweilen neurotische Leben auf der Bühne und backstage. Für Klaus Pohl war die Verbindung vom Mitmachen als Mime und darüber Schreiben eine "ideale Konstellation". Denn von Kindesbeinen an hat er geschrieben, ist einer der meistgespielten deutschen Theaterautoren und zudem Schriftsteller.
In Rothenburg ob der Tauber geboren, kam er schon jung zur Literatur, weil er seiner Mutter täglich aus Büchern vorlesen musste – eine erzieherische Maßnahme, um dem Buben das "fränkische Nuscheln" auszutreiben. Die Schule beendete Pohl schnellstmöglich, lernte Lebensmittelkaufmann, trat nebenher auf Laienbühnen auf, auch an der Schauspielschule hielt es ihn nur kurz.
Trotzdem machte er rasch Karriere, spielte schon als junger Mann an renommierten Bühnen in Berlin, Hamburg, Wien. Als seine Erfolgsgeheimnisse sieht Klaus Pohl Begeisterungsfähigkeit, grenzenlose Naivität, vor allem grenzenlose Liebe zum Leben und zu den Menschen und ihren Geschichten.

Immer nah dran

Für sein Stück "Wartesaal Deutschland Stimmenreich" sammelte Pohl deutsch-deutsche Alltagsgeschichten der Nachwendezeit. Für das Drama "Altes Land", mit dem er den Durchbruch als Dramatiker schaffte, verarbeitete er die Vertreibungserfahrungen seiner ostpreußischen und schlesischen Eltern.
Und sein Roman "Die Kinder der preußischen Wüste" handelt vom tragischen Leben seines engen Freundes Thomas Brasch. Immer ist Klaus Pohl sehr nah dran.
Wobei er, während er fürs Theater schreibt, als Schauspieler mitliest. Was ihn nicht davor bewahrt, die Texte des Autors Klaus Pohl auch mal abzuändern, wenn der Schauspieler Klaus Pohl oder der Regisseur Klaus Pohl auf der Bühne merken, dass sie nicht funktionieren. Für ihn ist das keine Schizophrenie: Viele große Dramatiker wie Shakespeare oder Molière seien auch Schauspieler gewesen.
Am meisten Freiheit habe er, wenn er Prosa schreibe, sagt Klaus Pohl. Anders als beim Texten für das Sprechtheater könne man da "auch schöne Sätze schreiben".
(pag)

Klaus Pohl: "Sein oder Nichtsein"
Verlag Galiani, Berlin 2021
288 Seiten, 23 Euro

Mehr zum Thema