Schauspieler, Schriftsteller und Ex-Terrorist

"Ich bin für jeden Albtraum dankbar"

Christof Wackernagel während der ARD-Talksendung "Anne Will"
Christof Wackernagel während der ARD-Talksendung "Anne Will" © dpa / Karlheinz Schindler
Christof Wackernagel im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 28.05.2018
Christof Wackernagel ist vor allem als Ex-RAF-Mitglied bekannt. Dabei ist er Schauspieler, schreibt Bücher und war sogar mal Bäcker in Mali. "Nur zwei Monate" sei er bei der Terrorgruppe gewesen. Dafür saß er zehn Jahre im Gefängnis.
Christof Wackernagel ist ein Mann mit vielen Talenten: Er arbeitet als Schauspieler, er schreibt Bücher und er versuchte sich auch mal als Bäcker in Mali, wo er zehn Jahre lebte. "Der Traum ist der Ursprung jeglicher Kunst", sagt er - und: "Ich bin für jeden Alptraum dankbar, weil er mir hilft, von der Vergangenheit wegzukommen – und von den Alpträumen in der Wirklichkeit."
Zu seinem Leidwesen ist er dem breiten Publikum aber vor allem als ehemaliger RAF-Terrorist bekannt. Dabei sei er "nur zwei Monate" dabei gewesen, in die allerdings eine Schießerei mit Polizisten fiel: "Zum Glück ist niemand getötet worden!"

Der Gewalt hat er abgeschworen

"Es gibt einen wiederkehrenden Alptraum: Dass ich wieder als Terrorist in die Illegalität gegangen bin. Und dann denke ich im Traum: Wie soll ich das jemals jemandem erklären!" Zehn Jahre saß er im Gefängnis, eine harte Zeit, die Christof Wackernagel aber nicht missen möchte: Er nutzte die Zeit zum Lesen und ist seitdem ein großer Kenner der Werke Karl Kraus' und Walter Benjamins.
Der Gewalt hat er schon lange abgeschworen. Die Ungerechtigkeit der Weltordnung empört ihn bis heute. "Einer der Polizisten, die mich verhaftet haben, ist ein guter Freund geworden. Als er hörte, dass ich mich von der RAF getrennt hatte, hat er ans Gericht einen Brief geschrieben und um unsere Freilassung gebeten. Später habe ich, was ich in der RAF mit den falschen Mitteln getan habe, mit den richtigen Mitteln getan."
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