Schauspieler Jürgen Prochnow

Seine besten Filme

05:25 Minuten
Der Schauspieler Jürgen Prochnow bei den Nibelungen-Festspielen, 2018.
Jürgen Prochnow lebte und arbeitete lange in Hollywood, bis er im Alter wieder verstärkt in Deutschland drehte. © picture alliance / dpa / Anspach
Von Hartwig Tegeler · 06.11.2021
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Die Hauptrolle in Wolfgang Petersens "Das Boot" hatte Jürgen Prochnow in den 80ern den Weg nach Hollywood eröffnet. Danach kamen noch andere tolle Filme wie "Der Wüstenplanet" und "Die Mächte des Wahnsinns" mit ihm.

Platz 5 - "Die Konsequenz" von Wolfgang Petersen (1977)

Der schwule Schauspieler Kurath kommt in den Knast, weil er eine Beziehung zu einem jungen Mann hatte. Hier verliebt sich Kurath – Jürgen Prochnow – in den Sohn eines Gefängnisaufsehers. Gegen alle Widerstände versuchen die beiden Männer, ihre Liebe – eindrucksvoll, sehr schön, sehr intensiv dargestellt – zu leben … und zerbrechen an der Gesellschaft.

Die damalige Schwulenfeindlichkeit – in der gesellschaftlichen Realität – kam auf den Punkt, als der Bayerische Rundfunk sich 1977 aus der ARD-Ausstrahlung ausschaltete. Jürgen Prochnow aber wurde Wolfgang Petersens Stammschauspieler.

Platz 4 – "Das Boot" von Wolfgang Petersen (1981)

Die Geschichte einer deutschen U-Boot-Besatzung auf Feindfahrt im November und Dezember 1941 nach dem Bestseller von Lothar-Günther Buchheim. Prochnow spielt den Kommandanten. Vom Versenken britische Handelsschiffe bis zum Versinken des U-Bootes und dem Tod des größten Teils der Besatzung im sicher geglaubten Hafen. In Hollywood wurde Petersens klaustrophobisches Drama hoch gelobt; im deutschen Feuilleton war man angesichts Geschichtslast kritischer.

Der "Zeit"-Kritiker sprach von einem "Kriegsfilm am Rande der Verherrlichung". Für Jürgen Prochnow standen nach dem "Boot", in dem er souverän, eindrucksvoll, kantig spielte, in Hollywood die Türen sperrangelweit offen. "Das war natürlich für mich das Bahnbrechende überhaupt", sagte er später. "Ich kriegte sofort Angebote von drüben und eine Agentur, die mich aufgenommen hat. Dann bin ich auch rübergezogen. Das hat mein Leben natürlich total verändert."

Platz 3 – "Der Wüstenplanet" von David Lynch (1984)

Und so landete er in einem der durchgeknalltesten It-"Filme" der 1980er beim Meister der Surrealen. Zwar stirbt Jürgen Prochnow alias Herzog Leto Areides schon nach der Hälfte des Films, aber man kommt nicht umhin zu konstatieren, dass neben Hauptdarsteller Kyle McLachlan und Sting als sardonischem Bösewicht auch Prochnow in diesem Science-Fiction-Bilder-Delirium in Erinnerung bleibt.
Und für die seinerzeit zur Recht kritisierte wirre Dramaturgie des "Wüstenplanet(en)" kann der Darsteller nichts; er stellt ja nur dar.

Platz 2 – "Die Mächte des Wahnsinns" von John Carpenter (1994)

Schnell fand Prochnow in Hollywood seine Klischees vor allem in Nebenrollen – allerdings durchaus tragenden. Häufig war er der Böse oder gab den Dämonischen. Solides Spiel vom "Beverly Hills Cop II" bis zu "The Da Vinci Code – Sakrileg".
Oder bei B-Movie-, Horror- und Science-Fiction-Guru John Carpenter als Horrorbuch-Autor Sutter Cane, der mit den Mächten des Grauens eine Verbindung eingegangen ist, die die Welt, also die Menschen in den Wahnsinn treiben. Immerhin positionierte sich Prochnow in vielen seiner Hollywood-Arbeiten irgendwo auf Platz vier, fünf oder sechs der Credits.

Platz 1 – "Leanders letzte Reise" von Nick Baker-Monteys (2017)

Mit dem Alter und den Altersrollen war Prochnow wieder mehr in deutschen Filmen – auch in einem "Tatort" – präsent. Im Alter von 76 Jahren spielt hier er den 92-jährigen Eduard, der sich in die Ukraine aufmacht, um dort nach der Liebe seines Lebens zu suchen. Dabei gerät er immer tiefer in seine dunkle Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges.
Begegnungen im Zug: "Waren Sie bei der Wehrmacht? Oder bei der SS? – Bei der Wehrmacht. – In Kiew, in Babyn Jar, wurden über 30.000 Juden ermordet. – Da war ich nicht. – Wo waren Sie denn? – Das werde ich einer Nervensäge wie Ihnen nicht sagen." Eindrucksvoll spielt Prochnow den Mann, von dem diese Enkelin nie weiß, wie sie sein Verhalten im Krieg einschätzen soll. Jenseits dieser moralischen Kategorien, die "Leanders letzte Reise" präzise verhandelt, ist Prochnow wieder zurück bei seinen Anfängen als überzeugender Charakterdarsteller.
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