Schauspieler Joachim Król

Stiller Held und schlechtgelaunter Witwer

Der Schauspieler Jocahim Król sitzt in einem brauen Designer-Sessel und schaut in die Kamera. Er trägt einen blauen Nadelstreifen-Anzug und eine Brille.
In der Regel nachdenklich: Joachim Król. © Marina Rosa Weigl
Joachim Król im Gespräch mit Tim Wiese · 13.05.2019
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Schräger Kommissar, Analphabet oder sorgender Opa: Joachim Król ist einer der vielseitigsten deutschen Schauspieler. Jetzt zieht der 61-Jährige Bilanz: Was ist wichtig im Leben? Antworten sucht er als Griesgram in dem Film "Endlich Witwer".
In seiner neuen Rolle verkauft Joachim Król Kunstrasen – im Film "Endlich Witwer". Seine Figur Georg Weiser ist ein Misanthrop, der sich über alles ärgert. Auch, dass er 60 Jahre alt wird. Aber nach dem Tod seiner Frau entdeckt er langsam so etwas wie Freude am Leben.

Eine Flasche Bier und Leberwurstschnittchen

Der Schauspieler, der sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera spielt, mimt diesen Witwer mit der ihm eigenen Nachdenklichkeit.
Die Premiere will Król zünftig feiern. "Freunde und Beteiligte an der Produktion" werden sich treffen: "Und wie im Film machen wir uns eine Flasche Bier auf und essen ein Leberwurstschnittchen." Der Film liegt Król sehr am Herzen, denn: "Auf dem Weg zu meinem 60. Geburtstag habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Wie steht man da? Was kommt noch? Hat man erreicht, was man wollte?" Genau diese Gedanken teilte der Schauspieler mit der Produzentin Doris Zander. Damit war die Idee für den Film geboren.

Die Stille vor dem ersten Wort

Król stammt aus Herne, einer ehemaligen Bergarbeiterstadt im Ruhrgebiet. Der Vater verteilte als Funktionär Tickets für die Ruhrfestspiele. Blieben Karten übrig, durfte auch der junge Joachim die Aufführungen besuchen.
Die Schauspielerei faszinierte Król schnell. Vor allem "die Leichtigkeit, die ich wahrgenommen habe, wenn es gute Leute waren. Ich dachte immer, die haben ja nur Spaß bei der Arbeit. Ich habe das immer gemocht, die Stille vor dem ersten Wort und der große Lacher." Also führte Króls Weg auf die Schauspielschule.
Der Schauspieler Joachim Krol steht in freudiger Erwartung auf die Sendung "Im Gespräch" vor dem orange lackierten Kulturtaxi des Deutschlandfunks am Hans Rosenthal Platz.
Genoss die Fahrt im Kulturtaxi: der Schauspieler Joachim Król. © DLF Kultur/Frank Ulbricht
Bevor die großen Filmaufträge kamen, arbeitete Król nach dem Abschluss an einem Theater am Niederrhein. Aber nach wenigen Tagen war klar, "da bin ich völlig falsch. Es war zu klein, ich habe nichts zu spielen bekommen, ich konnte mich nicht ausprobieren."

Durchbruch mit "Wir können auch anders"

Króls Durchbruch als Schauspieler kam 1993 mit Detlev Bucks Roadmovie "Wir können auch anders". Joachim Król spielte darin Kipp, einen von zwei Brüdern, die sich auf den Weg in die ehemalige DDR machen, wo ihnen die Großmutter ein Haus vererbt hat. Die beiden sind Analphabeten – und schräge Geschichten sind vorprogrammiert.
Jetzt ist Joachim Król erneut aufgebrochen. Für das Buch "Was wollen die denn hier" reiste er mit dem Autor Lucas Vogelsang quer durch Deutschland – 30 Jahre nach dem Mauerfall. Er trifft Menschen, deren Leben sich 1989 komplett änderte, und besucht auch die Orte im Osten, an denen er damals mit Detlev Buck gedreht hatte.
Wie hat sich für Joachim Król die Rückkehr angefühlt? 2019 "bewegt man sich da selbstverständlich. Aber ich habe immer in Städten gelebt. Und wenn ich durch Mecklenburg-Vorpommern fahre, durch Wälder, Felder und Seen, das ist wie Urlaub."
(ful)
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