Schauspieler Helmut Baumann

"Ich bin, was ich bin!"

Der ehemaligen Intendant des Theaters des Westens in Berlin, Helmut Baumann
Der ehemaligen Intendant des Theaters des Westens in Berlin, Helmut Baumann © dpa picture alliance/ Stephanie Pilick
Helmut Baumann im Gespräch mit Katrin Heise · 14.12.2016
Helmut Baumann gilt bis heute als einer der bekanntesten Choreographen und Musical-Regisseure Deutschlands. 15 Jahre lang leitete er das Berliner "Theater des Westens". Aktuell steht er mit "Altwerden für Anfänger" auf der Bühne. Wir wollen von ihm wissen, warum er das Musical so sehr liebt - und wie er mit dem Älterwerden umgeht.
Helmut Baumann, geboren 1939 in Berlin, wollte schon als Kind Tänzer werden; mit 20 Jahren – damals studierte er Architektur – wurde ihm klar, dass er diesem Traum folgen musste.
"Ich habe heimlich getanzt. Keiner wusste es, bis ich eines Tages rausrücken musste damit, weil ich dann genug Leute um mich herum hatte, die gesagt haben: 'Ja, tu es mal, es hat einen Sinn, dass du tanzt.'"
Und seine Eltern verstanden ihn:
"Ich war wohl das erste Mal in meinem Leben überzeugend, das ist der Punkt. Ich hab` mich wirklich vertreten."
Er brach sein Studium ab, nahm Ballettunterricht, wurde Solotänzer und später Regisseur an verschiedenen Bühnen.
Kaum ein Haus ist mit seinem Namen so verbunden, wie das "Theater des Westen" in Berlin, das er 15 Jahre lang geleitet hat, von 1984 bis 1999. Dort trat er auch selbst auf. Für Fans unvergessen ist seine "Zaza", die Hauptrolle in "Ein Käfig voller Narren". Über 300 Mal stand er damit auf der Bühne und brillierte mit dem Song "Ich bin, was ich bin". Für ihn "ein Bekenntnis zum Leben, so wie die Figur es leben will." Aber auch ein Bekenntnis zu sich selbst: Helmut Baumann, der seit rund 40 Jahren mit dem Choreographen Jörg Burth zusammenlebt- und arbeitet, nutzte das Theater auch als eine Art Schutzraum, "Mein ganzes Leben lang war ich beschützt vom Theater."
1999 gab er die Intendanz des "Theater des Westens" auf.
"Ich habe mir lange Zeit genommen, um den Entschluss reifen zu lassen; zwei Jahre habe ich nachgedacht, es hinzuschmeißen und aufzuhören. Ich war 15 Jahre lang glücklich dabei und dann kam ich einfach nicht mehr vor. Ich dachte, ich muss was anderes tun, ich muss mich wieder spüren. Ich bin jetzt zu sehr eine Funktion auf zwei Beinen und ich muss mich wieder erleben, ich muss wieder ins Risiko kommen - ja, es ist taub irgendwie. Und das ist ein Punkt im Leben, den man nicht vorbeigehen lassen darf, sonst wird man irgendwie stumpf und faul und auch träge und so was – und das wollte ich nicht."
Und so ist auch mit 77 Jahren für ihn noch lange nicht Schluss; aktuell ist er in dem Stück "Alles halb so schlimm. Altwerden für Anfänger" am Berliner Schlosspark Theater zu erleben.
"Ich bin jetzt bald 78 Jahre alt und ich habe großes Vergnügen an diesem Zustand. ( ... ) Ja, um Gottes Willen, 99 Prozent gehen nicht mehr. Aber das Gefühl und das Bewusstsein ist dennoch da. Und ich muss ja nicht mehr tanzen, ich kann ja Theater spielen, das geht ja auch. Oder ich kann singen, ich kann inszenieren."