Freitag, 19. April 2024

DOSB-Präsident Hörmann
"Wir sind allein gelassen worden"

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat in der Flüchtlingskrise die Politik kritisiert. "Wir sind von der Politik mehr allein gelassen, als dass wir mitgenommen worden sind“, sagte Hörmann auf der 5. Sportkonferenz im Deutschlandfunk. Gleichzeitig warb er aber für den Sport als Vorreiter in Sachen Integration.

05.11.2015
    Alfons Hörmann, Präsident des DOSB
    Alfons Hörmann, Präsident des DOSB (Deutschlandradio / Sturmberg)
    Der Sportfunktionär führte aus, dass mittlerweile in Deutschland 1.000 Turnhallen für die Unterbringung von Flüchtlingen zweckentfremdet worden seien. Bis zum Jahresende rechne man mit 1.500. "In Bremen werden wohl bis Weihnachten ein Drittel der Hallen genutzt werden. Da sind sie schon in einem Bereich, der weh tut", sagte der DOSB-Präsident.
    Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, das bundesweit die meisten Flüchtlinge aufnimmt, hätten 200 Liga-Spiele in verschiedenen Sportarten nicht stattfinden können, berichtete Hörmann. "In einem Teil der Vereine sind uns in den letzten Wochen bis zu 30 Prozent der Mitglieder verloren gegangen. Das muss uns schon nachdenklich stimmen", so Hörmann. "Wenn wir keine kreativen Lösungen finden, kann das eine Erosion nach sich ziehen."
    Sportvereine als "soziale Tankstellen"
    Hörmann kritisierte auch, dass man für die Unterbringung der Migranten nicht auf die vielen ungenutzten Museen oder Kasernen zurückgreife, die leer stünden. "Der bequemste Weg ist es halt eine Turnhalle umzufunktionieren. Dort gibt es Sanitärräume, sie haben große, warme Räume zur Verfügung."
    Hörmann warb aber auch darum, dass der Sport in der Lage sei, der Vorreiter in Sachen Integration zu werden. In Deutschland gebe es 90.000 Sportvereine, "die als soziale Tankstellen funktionieren, um das große Projekt zu stemmen". Wer sonst hat ein solches Netz von Möglichkeiten?", fragte der Chef des Sport-Dachverbandes.